Published 2024 | Version v1
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Erwerbungslogik als Diamond-Open-Access-Hindernis: Aus-, Um- und Nebenwege (ELADOAH)

Description

Mit öffentlichen Geldern können Waren und Leistungen erworben, nicht aber etwas finanziert werden, was ohnehin kostenlos zur Verfügung steht. So die gängige Meinung in den Erwerbungsabteilungen vieler Hochschulbibliotheken. Das BMBF-geförderte OZOR-Projekt (16TOA045) hat ergeben, dass diese Erwerbungslogik ein maßgebliches Hindernis für eine nachhaltige Finanzierung von Diamond-Open Access (OA)-Publikationen ist. Gleichzeitig wächst in der Wissenschaft die Unzufriedenheit über die Kommerzialisierung und Datafizierung der Wissenschaft. Es entstehen Projekte zum wissenschaftlichen Publizieren, unabhängig von großen und kommerziellen Verlagen, die gemein(wirt)schaftliche Strukturen entwickeln und erproben. Ausgehend von den Erkenntnissen von OZOR wollen wir erforschen, welche Möglichkeiten das deutsche Recht bei der Finanzierung von Diamond-OA-Publikationen bietet und welche Grenzen es setzt. Die zu beobachtenden Entwicklungen hin zu Community-Modellen zur Finanzierung und Organisation wissenschaftlicher (OA-)Publikationen (vgl. BMBF-Projekt “Scholar-led Plus”; 16TOA038A) geben Anlass zu erforschen, welche Ansätze in diese Richtung – sowohl in Deutschland als auch weltweit – bereits verfolgt werden und wie eine solche Struktur beschaffen sein müsste, um die Erwartungen und Bedürfnisse der deutschen Wissenschafts- und OA-Communities zu erfüllen.

In einem Teilvorhaben ist zu klären, inwieweit das öffentliche Haushaltsrecht der Finanzierung von Diamond-OA-Publikationen im Weg steht und wie sich dieses Hindernis ggf. überwinden lässt. Das OZOR-Projekt hat ergeben, dass die Einschätzungen von Bibliotheksmitarbeiter*innen dazu weit auseinandergehen. Rechtswissenschaftlich ist diese sowohl für Bibliotheksmitarbeiter*innen als auch für Diamond-OA-Publikationen enorm wichtige Frage – soweit ersichtlich – unerforscht. Im ersten Projektjahr soll deshalb die bestehende Rechtslage zur haushaltsrechtlichen Zulässigkeit der Finanzierung von Diamond-OA-Publikationen über konsortiale Abo-Modelle rechtswissenschaftlich aufgearbeitet werden. Im zweiten Projektjahr soll untersucht werden, welche Möglichkeiten es gibt, Diamond-OA-Publikationen über andere Modelle rechtssicher zu finanzieren. Die Ergebnisse werden OA veröffentlicht werden.

In einem weiteren Teil sollen alternative Strukturen für die Finanzierung und Organisation von Diamond-OA-Publikationen entwickelt werden, die, so hat es das BMBF-geförderte Projekt “Scholar-led Plus” gezeigt, dringend gebraucht werden. Hierfür ist zunächst zu sichten, welche existierenden oder im Aufbau befindlichen Beispiele gemeinwirtschaftlicher Finanzierungsstrukturen es bereits gibt (etwa das Open Book Collective in UK, AmeliCA in Südamerika). Die daraus zu erarbeitende Landscape Study soll OA veröffentlicht werden. Ausgehend von den gewonnenen Erkenntnissen soll in diesem Teil des Verbundprojekts mit den relevanten Stakeholdern (Bibliotheken, Publisher, Wissenschaftler*innen) in Workshops erarbeitet werden, wie alternative Modelle beschaffen sein sollten, um die jeweiligen Bedürfnisse zu erfüllen. Relevante Aspekte umfassen unter anderem unterschiedliche Governance-Modelle sowie Verfahren zur Sicherstellung der wissenschaftlichen Qualität beteiligter bzw. zu beteiligender Publisher und Wissenschaftler*innen. Die Ergebnisse sind auszuwerten und aus ihnen Modellvorschläge zu entwickeln, wie entsprechende Strukturen in Deutschland ausgestaltet sein könnten. Der erarbeitete Blueprint ist zu veröffentlichen und in der OA- und Wissenschaftscommunity bekannt zu machen.

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ELADOAH_Dalkilic_Wrzesinski.pdf

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