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23 December 2025

Macht und Entscheidung im Publikationswesen

Von Marktdominanz, Bibliotheken und Diamond Open Access

Wissenschaftliche Erkenntnis ist ein öffentliches Gut und die Verbreitung von Wissen ein Menschenrecht. So beschreibt es die in Zusammenarbeit mit der UNESCO entstandene Toluca – Cape Town Declaration on Diamond Open Access. Im Mindesten ist das Veröffentlichen von Forschungserkenntnissen zentraler Bestandteil wissenschaftlicher Arbeit und die Verbreitung dieses gewonnenen Wissens essentiell für die Gesellschaft. Der freie Zugang zu Publikationsmöglichkeiten und zur Rezeption wissenschaftlicher Erkenntnisse – wie ihn das Modell des Diamond Open Access (DOA) im Kern vorsieht – sollte deshalb Leitprinzip bei Förderentscheidungen sein. Bislang ist das aufgrund vielfältiger Interessenlagen nur eingeschränkt möglich. Die maßgeblichen Akteure verfügen aber schon jetzt über Entscheidungsräume, um Förderentscheidungen stärker an DOA-Prinzipien zu orientieren. Perspektivisch kann ein gemeinsames und zielgerichtetes Handeln einen echten Wandel im Publikationswesen bewirken.

Forschende

Forschende entscheiden selbst, in welchen Journalen oder Büchern welcher Verlage sie ihre Erkenntnisse veröffentlichen. Bei Bedarf (und bestehendem Vertrag zwischen Einrichtung und Verlag) übernimmt etwa die affiliierte Forschungsinstitution oder deren Bibliothek die Publikationskosten und finanziert so die herausgebenden Verlage. Forschende bringen aber nicht nur Geld sondern auch ihre Expertise in die Verlage ein, indem sie als Reviewende, Editor:innen oder in wissenschaftlichen Beiräten tätig werden und über Annahme und Ablehnung von Beiträgen entscheiden. Aber wie entscheiden Forschende ob sie mit ihrer Arbeitszeit ein börsennotiertes Verlagsunternehmen oder ein in den Händen der Wissenschaft liegendes Journal unterstützen?

Forschende unterliegen hier diversen Zwängen, vor allem zu Beginn der wissenschaftlichen Laufbahn. In vielen Fächern ist es nach wie vor karrierefördernd, in hochzitierten Journalen zu publizieren, da die Bewertung von Forschungsleistung häufig noch immer am Publikationsort (und dessen Zitierhäufigkeit) gemessen wird. Initiativen wie DORA und CoARA, die eine inhaltsbasierte Forschungsbewertung fordern, benötigen daher stärkere Unterstützung von Forschungseinrichtungen, die Personalentscheidungen treffen, während Bibliotheken hier ergänzend mit Informationen und Expertise unterstützen können.

Auch die Tätigkeit als Reviewer:in oder Editor:in für (namhafte) Verlage gilt als prestigeträchtig. Im APC-basierten OA werden die Gewinne jedoch unabhängig von der Qualität oder wissenschaftlichen Relevanz der veröffentlichten Artikel erzielt, weshalb einige Verlage teilweise enormen Druck auf Reviewende und Editor:innen ausüben, weniger Artikel abzulehnen. Unter diesen Bedingungen liegt die Entscheidungsgewalt über die Förderwürdigkeit der Manuskripte nur bedingt bei den Forschenden. Boykottaufrufe und Rücktritte ganzer Editorial Boards zeigen jedoch, dass sich Forschende gegen diese Verlagspolitiken wehren können. Viele gründen neue, wissenschaftsgeleitete Zeitschriften und zeigen so, dass die Entscheidungsgewalt bei ihnen liegt. Idealerweise holen sie sich dabei Unterstützung von Initiativen wie Open Library of Humanities oder Universitätsbibliotheken mit entsprechenden Publikationsservices.

Verlage

Welche Forschungsergebnisse veröffentlicht werden, liegt derzeit zu großen Teilen in der Hand weniger, zum Teil börsennotierter Verlage. Elsevier, Springer und Wiley wiesen zwischen 2014 und 2018 einen kombinierten Marktanteil von über 50% auf (Kim & Park, 2020). Deren Geschäftsmodell bedingt, dass sie eher den Gewinnoptimierungsinteressen ihrer Shareholder dienen als dem gesellschaftlichen Erkenntnisgewinn (e.g. Montgomery, Bell & Huang, 2025; Soos, 2012). Die Entscheidung über Förderwürdigkeit und damit Veröffentlichung von Artikeln unterliegt in APC-basierten Publikationsmodellen einem diverseren Portfolio an Incentives als denen des reinen wissenschaftlichen und gemeinwohlorientiert Wertes.

Kleine und mittelständische Verlage dagegen verlangen deutlich geringere APCs, sind häufig stärker in wissenschaftlichen Gemeinschaften verankert, legen größeren Wert auf Qualität und thematische Vielfalt und fördern die Sichtbarkeit spezialisierter und regionaler Forschung (e.g. Budzinski et al., 2020; Stephen & Stahlschmidt, 2022). Genau hierin liegt ein großes Potential, sie als Dienstleister für wissenschaftseigene Journale einzubinden, Herausgebende individuell und maßgeschneidert zu betreuen, die Wissenschaftskommunikation nachhaltig zu stärken und somit eine bibliodiverse Publikationslandschaft zu gestalten (siehe unten „Gemeinsam gestalten“).

Ein zentrales Problem besteht darin, dass viele Publikationsformate im Eigentum der Verlage liegen. Handeln die Forschenden in den Editorial Boards nicht nach deren Wünschen, laufen sie Gefahr ausgetauscht oder in ihren Publikationsentscheidungen beeinflusst zu werden (siehe z.B. Jean-Laurent Casanova, auf Retraction Watch). Nur wenn Forschende Eigentum an ihren Publikationsformaten (inklusive Titelrechten) und Kontrolle über Finanzen und Konten haben, könnten Verlage und Einrichtungen wie Bibliotheken als Publikationsdienstleistende agieren – und die Entscheidungsmacht läge bei der Wissenschaft. Forschende hätten so die Möglichkeit, die Dienstleistenden zu wechseln, wenn sich die Bedarfe, Services oder Werte ändern. Durch diesen Paradigmenwechsel könnte Entscheidungsgewalt über Förderwürdigkeit weg von der Gewinnorientierung hin zu wissenschaftlichen Werten stattfinden.

Geldgebende Einrichtungen

Staatliche und überstaatliche geldgebende Einrichtungen sind wichtige Entscheidungsträgerinnen. Regierungen von Bund und Ländern oder Staatengemeinschaften wie der EU ebenso wie forschungsfördernde Einrichtungen definieren Förderkriterien und gewähren oder streichen je nach Haushaltslage und politischer Willensbildung finanzielle Mittel. Die EU fördert Open Science, indem Förderprogramme wie Horizon Europe Projektteilnehmende zur Offenlegung ihrer Ergebnisse verpflichten und investiert in den Auf- und Ausbau der DOA-Plattform Open Research Europe. Damit schafft die Politik Rahmenbedingungen, in denen Forschende ihre Arbeiten kostenfrei zugänglich machen können. Die Entscheidungen der Trump-Administration in Bezug auf die US-amerikanische, und letztlich weltweite, Forschungslandschaft zeigen deutlich, dass Strukturen, unter starker politischer Einflussnahme stehen, wenn sie maßgeblich von einem Geldgeber abhängig sind. Wissenschaft und Wissensverbreitung brauchen finanzielle Mittel, von Forschenden über Bibliotheksmitarbeitende zu Softwareentwicklung und Entwicklung und Aufrechterhaltung notwendiger Strukturen. Diese Mittel bereitzustellen ist staatliche Aufgabe (siehe hierzu auch das Strategiepapier der Allianz der Wissenschaftsorganisationen) und hat gemäß Wissenschaftsfreiheit unabhängig von politischer Meinung zu erfolgen.

Einrichtungen mit Mittelhoheit

Entscheidungsgewalt über Förderwürdigkeit haben auch Einrichtungen, die Gelder zusprechen, etwa die DFG, Forschungseinrichtungen und Universitätsbibliotheken. Hier hängt es von den Governance-Strukturen der spezifischen Institution ab, wie und wer Einfluss ausüben kann. Über die Ausschreibung von Projekten bspw. zur Nationalen Service Stelle Diamond Open Access durch die DFG tragen diese Einrichtungen intensiv zur Förderung von DOA bei.

Weitere Entscheidungsträgerinnen sind Forschungsinstitutionen und deren Bibliotheken. Letztere sind institutionell stark verankert, entwickeln zugleich aber zunehmend eigene Handlungsspielräume und definieren Prioritäten. Mit der Entscheidung darüber, wie sie die Ihnen zur Verfügung stehenden Mittel verteilen, können sie die Förderung verschiedener Veröffentlichungsformate substantiell beeinflussen.

Über eine gezielte Personalplanung, die Serviceangebote für Forschende rund um DOA zur Verfügung stellt, bekennen sich Bibliotheken klar zur Förderung von DOA-Initiativen. Sie engagieren sich für die Förderung reformorientierter Initiativen wie bspw. die Umsetzung von Initiativen wie CoARA und DORA, da sie die aktuellen Entwicklungen der Forschungsbewertung, Publikationslandschaft und Bedarfe der Forschenden überblicken. Und sie verteilen die Erwerbungsbudgets, Zuschüsse und Mittel zur Zahlung von APCs. In diesem Handeln stehen Bibliotheken in einem Spannungsfeld. Auf der einen Seite steht Geld im System zur Verfügung, das Bibliotheken zielgerichtet verteilen können; auf der anderen Seite formulieren Forschungsinstitutionen – sowohl über die Leitungsebenen als auch über die Forschenden – klare Anforderungen an die Bibliotheken, bei denen die wahrgenommene nationale wie internationale Konkurrenzfähigkeit eine entscheidende Rolle spielt. Relevant sind ein umfassender Literaturzugang und die Übernahme der Publikationskosten für die Veröffentlichung in hochzitierten (sprich mit hohem Journal Impact Factor versehenen) Zeitschriften. Hier zeigt sich erneut der starke Einfluss der marktdominierenden Verlage. Der Research Life Cycle findet potentiell vollständig auf den verlagseigenen Plattformen statt, die so die Forschenden an sich binden, gezielt Werbung platzieren und den vermeintlichen Wert einer Publikation in einem Journal mit hohem Impact Factor hervorheben. Die Verlage propagieren auf diese Weise ihre eigene Unabdingbarkeit und nehmen direkt und indirekt über die Forschenden Einfluss auf Bibliotheksentscheidungen.

Universitätsbibliotheken orientieren viele ihrer Förderentscheidungen an Kennzahlen, z.B. die Anzahl der eigenen Forschenden, die in den angebotenen Veröffentlichungsformaten publiziert haben oder an diesen beteiligt sind. Würden wissenschaftliche Einrichtungen bei der Forschungsbewertung und Personalauswahl das Engagement von Forschenden in DOA-Initiativen – als Herausgebende oder Publizierende – stärker anerkennen und gewichten, würden Forschende sich stärker in diese Richtung engagieren. Dies wiederum könnte den Publikationsmarkt nachhaltig verändern. Bibliotheken könnten die ihnen zur Verfügung stehenden Mittel anders verteilen. Entscheidungen zur Förderwürdigkeit könnten unabhängig der von den Verlagen selbst bereit gestellten und kaum überprüfbaren Nutzungszahlen der verlagseigenen Produkte gefällt werden. Für Wissenschaft und Gesellschaft relevante Kriterien wie Qualität, Publikationsethik, Transparenz und Ownership-Fragen könnten in den Vordergrund rücken. Statt einer auf Profit ausgerichteten Publikationslandschaft könnte sich somit eine bibliodiverse, international gerechte, auf wissenschaftliche Erkenntnisverbreitung fokussierte Veröffentlichungskultur etablieren.

Weiterhin schließen sich Bibliotheken in Interessenverbünden wie der German, Austrian and Swiss Consortia Organisation (GASCO) zusammen. Hier arbeiten sie zum Beispiel Förderkriterien und -leitlinien aus, entlang derer Förderentscheidungen, inklusive der Finanzierung von DOA-Initiativen, getroffen werden, wenn die Ressourcen begrenzt sind. Dabei berücksichtigen sie aktuelle Bedarfe der Forschungseinrichtungen, und loten die Potentiale der Anbieter aus. Ebenso wird über Verhandlungsstrategien diskutiert, es werden Vertragsverhandlungen geführt und Zukunftsstrategien ausgearbeitet. Die Förderwürdigkeit von Verlagen und Infrastrukturen wird besprochen und Entscheidungsgrundlagen der einzelnen Einrichtungen vorbereitet. Die gute und abgestimmte Zusammenarbeit zwischen den Einrichtungen ist essentiell, um die Interessen aller Bibliotheksnutzenden zu vertreten.

Dass gemeinschaftliches Auftreten wissenschaftlicher Einrichtungen große Wirkung erzielen kann, wurde deutlich, als Elsevier auf viele der geforderten Vertragsbedingungen der DEAL-Gruppe nicht einging und ab 2017 zahlreiche deutsche Hochschulen auf Elsevier-Produkte verzichteten (Hofacker, 2018). Elsevier wurde aus den Verhandlungen ausgeschlossen, während die direkten Konkurrenten Wiley und Springer Nature Abschlüsse erzielten. Erst 2023 konnte Elsevier nachziehen. Koordinierte landesweite Abstimmungen haben also das Potential, auch gegenüber den großen Verlagen etwas zu bewegen und können darüber hinaus über Landesgrenzen hinweg als Vorbild dienen.

Die gerade genannten DEAL-Verträge verdienen eine nähere Betrachtung. Die Allianz der deutschen Wissenschaftsorganisationen traf 2014 die Entscheidung, die Transformation von subskriptionsbasierten Verträgen (Zahlschranke vor den Lesenden) hin zu publikationsgebührenbasierenden Verträgen (Bezahlschranke vor den Schreibenden) über Vertragsverhandlungen mit den zu der Zeit publikationsstärksten Wissenschaftsverlagen voranzutreiben. Den daraus entstandenen DEAL-Verträgen mit – Stand 2025 – drei Oligopolverlagen traten bisher über 500 Wissenschaftseinrichtungen bei. Laut MPDL Services gGmbH lagen die Kosten über die teilnehmenden Einrichtungen hinweg für Springer Nature und Wiley im Jahr 2023 bei 64 Millionen Euro. Hinzu kommen mit Inkrafttreten des Elsevier-Vertrages (Laufzeit 2024 bis 2028) geschätzt weitere 35 Millionen Euro jährlich (Upton, 2023). Da diese Summen aus den Budgets der Bibliotheken auf diese Weise gebunden sind, bleibt ihnen wenig Spielraum, um förderwürdige kleine und mittelständische Verlage zu berücksichtigen, was die benötigte Bibliodiversität gefährdet. Demgegenüber ringen Leuchtturm-Projekte wie KOALA um finanzielle Zusagen der Einrichtungen, um Zeitschriften und Bücher publikationskostendeckend (!) zu unterstützen. Angesichts der enormen Gewinnmargen der Oligopolverlage von bis zu 40% (Musa, 2025) ist diese Verteilung der Steuergelder zumindest fragwürdig.

Einige Bibliotheken reagieren und fördern gezielt eigene wie externe DOA-Initiativen. Das bringt neue Herausforderungen mit sich, birgt aber auch jede Menge Potentiale.

Zu den wesentlichen Herausforderungen gehören die häufig geringe Personaldecke, die prekäre finanzielle Lage von DOA-Initiativen und insbesondere DOA-Journals sowie die unzureichende Nachhaltigkeit der Finanzierung. Doch Entscheidungstragende wie Forschende, Forschungseinrichtungen und Bibliotheken können dem entgegenwirken: Forschende durch Engagement in scholar-owned-Formaten, Forschungseinrichtungen durch Wertschätzung dieses Engagements und Bibliotheken durch gezielte Service- und Finanzierungsstrategien. Publikationsservices für DOA-Journals, -Konferenzreihen, Monographien, Sammelbände und Preprintserver werden bereits durch Bibliotheken auf- und ausgebaut. Beispielhaft seien hier PUBLIA – SLUB Open Publishing, Berlin Universities Publishing, TIB Open Publishing und Hamburg University Press genannt.

Darüber hinaus wird intensiv und lebhaft über DOA-Finanzierungsmodelle diskutiert. Bernhard Mittermaier etwa hat eine „Diamond OA-Abgabe“ vorgeschlagen, eine freiwillige Aufwendung in Höhe von 2% der Erwerbungs- und Publikationsausgaben für DOA -Zeitschriften und -Bücher für. Diese Mittel können über ein transparentes Verfahren ausgezahlt werden und eine verlässliche Finanzierung schaffen.

Übergeordnet besteht die Herausforderung, DOA eindeutig zu definieren, da einige Verlage sich die noch bestehende Unklarheit über den Begriff zunutze machen wollen. Zum Teil wird auf eine Minimaldefinition – die Kostenfreiheit für Lesende und Schreibende – zurückgegriffen, nach der ein OA-Journal, bei dem die APCs durch die Fachgesellschaft gezahlt werden, als DOA gilt. Tatsächlich ist DOA aber viel mehr als Gebührenfreiheit für Lesende und Schreibende. Es geht darum, dass die Publikationsformate inklusive Titel, Finanzen, Konten, etc. den Forschenden gehören (scholar-owned). Fundamental ist, dass DOA-Publikationsorte unabhängig von Profitorientierung arbeiten und die wissenschaftliche Qualität in allen Prozessen – von der Besetzung der Editorial Boards bis zur Entscheidung über Veröffentlichung – leitend ist (scholar-led); dass Schreibende ihre Rechte nicht exklusiv abtreten, ihre Verwertungsrechte behalten und Veröffentlichungen unter OA-konformen Lizenzen wie CC BY oder CC BY-SA geschehen.

All diese Punkte und viele weitere (etwa fachwissenschaftliche Relevanz, Bereitstellung qualitativ hochwertiger Metadaten) sollten maßgeblich für Förderentscheidungen sein.

Gemeinsam gestalten

Die Entscheidungsprozesse über die Förderfähigkeit sind komplex und von starken Marktinteressen geprägt. Durch ein System von Abhängigkeiten – finanzmittelbindende langfristige Verträge, Wissenschaftsbewertung, Prestige – sichern sich Oligopolverlage Steuermittel in Millionenhöhe und schränken die Entscheidungsmöglichkeiten über die Förderung anderer Verlage und Initiativen übermäßig ein. Bibliotheken könnten ihre Mittel anderweitig nutzen, können aber ihre Stärken nicht vollumfänglich ausspielen, auch weil Forschende, insbesondere am Anfang ihrer Karriere, den Mühlen der Forschungsbewertung unterworfen sind.

Eine gemeinsame Anstrengung ist nötig. Das aktuelle System ist zu stark von Gewinnoptimierungsinteressen geprägt. Eine Hinwendung zu DOA bei Förderentscheidungen ist sinnvoll. Dabei sollten die relevanten Akteure zusammenarbeiten und ihre Stärken einbringen, ohne die Unabhängigkeit der Wissenschaft zu gefährden: Wissenschaftspolitik und Förderorganisationen bringen die Forderung nach DOA weiter voran (vgl. hierzu auch die Empfehlungen zur Transformation des wissenschaftlichen Publizierens zu Open Access des Wissenschaftsrates, 2022) und schaffen stabile finanzielle Rahmenbedingungen. Bibliotheken agieren als unabhängige, strategische Gestalterinnen bei der Verteilung der Mittel sowie als vernetzte und anforderungsorientierte Serviceleistende für Forschende. Kleine und mittlere Verlage agieren neben Bibliotheken als Publikationsdienstleistende im Sinne der Wissenschaft. Forschende lenken ihr Engagement bewusst in gemeinwohlorientierte Formate, gestalten und nehmen auf diese Weise inhaltlich, finanziell und in der Organisation Einfluss auf die Entwicklung ihrer Publikationsformate. Und Forschungseinrichtungen würdigen dieses Engagement.

Ein kollektives Handeln all dieser Akteure kann eine nachhaltige, faire und zukunftsfähige Publikationslandschaft schaffen und die wissenschaftliche Autonomie wieder in den Mittelpunkt rücken. DOA wird nur dann sein volles Potenzial entfalten, wenn es nicht als Einzelinteresse verstanden wird, sondern als gemeinsames Projekt aller Beteiligten, getragen von dem Bewusstsein, dass wissenschaftliche Erkenntnis ein öffentliches Gut und damit eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung ist.


SUGGESTED CITATION  Hartwig, Josephine: Macht und Entscheidung im Publikationswesen: Von Marktdominanz, Bibliotheken und Diamond Open Access, VerfBlog, 2025/12/23, https://verfassungsblog.de/marktdominanz-bibliotheken-diamond-open-access/, DOI: 10.59704/4ad1378be4566933.

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