Torie gesteht: das Europäische Parlament hat Power
Boris Johnson, der Londoner Torie-Bürgermeister, ist ein wilder Typ und schreibt auch für einen Ex-Journalisten bemerkenswert gut – schon deshalb ist sein Stück im “Telegraph” über das Europäische Parlament ein großer Spaß.
Vor allem aber gefällt mir, dass er einräumt, dass das EP mit der traurigen Scheinparlamentarismusveranstaltung von einst nichts mehr zu tun hat:
In my time the Euro-parliament was an amiable backwater, the mother-in-law of parliaments, a herbivorous habitat of oddballs,
schreibt er.
The agenda broadly consisted of having lunches in Strasbourg before issuing strongly worded and cosmically irrelevant denunciations of African famines or Latin American earthquakes.
Und jetzt? No more: Die einst so verschlafene EP sei nicht wiederzuerkennen,
pullulating with animated young thrusters of both sexes, their Christian Dior spectacles glittering with lust for – lust for what? Power, that’s what.
Das ganze kommt natürlich mit allerhand süffig formulierter Denunziation der Geldgier und Abgehobenheit der EP-Abgeordneten daher (“the great Euro-gravy train rolls on at très grande vitesse”), wie sich das für die Partei des Empire-Nostalgizismus gehört.
Das hat der Mann mit unseren Freunden vom Karlsruher Zweiten Senat gemein: Je mehr Fortschritte die schritthaltende Demokratisierung der EU macht, desto gruseliger findet er die ganze Veranstaltung…
Maybe it is his German ancestry that makes him such a good writer.
http://www.bbc.co.uk/pressoffice/pressreleases/stories/2008/08_august/04/think.shtml