Blogs in der Wissenschaft: Was denken Sie darüber?
Was taugt ein Blog als Medium der Wissenschaftskommunikation? Welche Art der Veröffentlichungen passen zum Medium, von welchen Arten von Wissen profitieren Sie? Wir möchten Sie, die Nutzer_innen des Verfassungsblogs, ermuntern zu diskutieren, welche Möglichkeiten, Chancen und Risiken das Medium Blog für Wissensproduktion und Wissenschaftskommunikation allgemein, aber auch speziell für juristische Wissensbestände, birgt. Nutzen Sie dazu die Kommentarfunktion zu diesem Artikel, wir freuen uns auf Ihre Gedanken und Ihre Erfahrungen zum Thema. Ihre Posts werden in unserem Forschungsprojekt berücksichtigt und gehen in die Datenerhebung und –auswertung mit ein. Zur Anregung möchte ich einige Diskussionsstränge kaleidoskopartig vorstellen. Diskussionen auch außerhalb dieser Themenbereiche sind jedoch mehr als willkommen.
Kann denn Bloggen eine (wissenschaftliche) Sünde sein?
Nach mehr als 10 Jahren wissenschaftlichen Blogs bzw. Blogs in der Wissenschaft werden in der Diskussion aus den „neuen“ Medien langsam aber sicher „digitale“ Medien. Trotz dieser scheinbaren Gewöhnung an eine neue Bandbreite wissenschaftlicher Kommunikationsmöglichkeiten gleicht die Debatte noch immer einer Suchbewegung und verharrt mithin in den Extremen. Der technologische Wandel hat neue Möglichkeiten, wie wissenschaftliches Wissen geteilt werden könnte, geschaffen. Gleichwohl will das neue Medium für Einige nicht so recht mit den Prinzipien des altehrwürdigen Wissenschaftsbetriebes zusammenpassen. Das Medium Blog wird von vielen mit Meinung, Subjektivität und Oberflächlichkeit in Zusammenhang gebracht, vielleicht sogar als eine weitere Art, wie der narzisstische Geltungsdrang von Karrierist_innen befriedigt werden kann. Im Gegensatz dazu stünden Fakten und Objektivität des Wissenschaftsbetriebes mit seinen herkömmlichen Veröffentlichungs- und Kommunikationskanälen. Obwohl verschiedene Untersuchungen gezeigt haben, dass die deutschen Universitäten eher langsam sind, die Möglichkeiten des Web 2.0 in ihre Arbeit einzubinden, gibt es doch hier und da Projekte wie den Verfassungsblog, die es ernst meinen mit den neuen Kommunikationsformen. Glauben wir Gerald Schneider, ist der Sündenfall also eingetreten, müssen wir deswegen in die Hölle?
Die Frage, wie Blogs in wissenschaftliches Arbeiten eingebunden werden können, bleibt spannend, weil sie bisher nicht abschließend beantwortet werden konnte. Blogbeiträge und andere Formen des wissenschaftlichen Arbeitens ergänzen sich wunderbar, finden zumindest renommierte Blogger. In der Lehre und Forschung kann das Medium problemlos eingesetzt werden: als Kommunikationsmittel, um mit den Studierenden in Kontakt zu bleiben und ihnen zusätzliche Medienkompetenzen zu vermitteln, um Rohfassungen und neue Ideen ad hoc vor einer breiten Öffentlichkeit zur Diskussion zu stellen, oder als erster Schritt auf dem Weg zu einem Artikel für eine Fachzeitschrift. Vielleicht bildet die Blogosphäre auch Facetten einer öffentlichen Debatte über das eigene Forschungsthema ab, die man bisher noch nicht wahrgenommen hatte. So nobel der Zweck und so hilfreich die Aufgaben sind, die das digitale Medium damit übernehmen kann: Verkommen Blogs auf diese Weise zur kommunikativen Hilfsfunktion, zu einer Zwischenstation auf dem Weg zum eigentlichen Endprodukt?
Die vielschichtigen Debatten um Blogs in der Wissenschaft stimmen in einem Punkt überein: Sämtliche Kommentator_innen sind sich einig, dass die gute alte Zeitschrift nicht ersetzt werden kann und soll. Sie kuratiert (indem sie aus den vielen eingereichten Artikeln eine Selektion trifft), zertifiziert (die Qualität der Artikel), versammelt (bietet der wissenschaftlichen Community ein Forum) und zivilisiert (indem sie den Nachwuchs ans wissenschaftliche Schreiben heranführt). Anhand der redaktionellen Auswahlkriterien, die oft genug relativ undurchsichtig anmuten, wird die wissenschaftliche Debatte gelenkt. Durch das zumindest in den Geisteswissenschaften (allerdings nicht unbedingt in der deutschsprachigen Rechtswissenschaft!) verbreitete, langwierige, meist mehrstufige Peer Review-Verfahren werden anspruchsvolle theoretische Artikel in Zusammenarbeit mit führenden Köpfen der Disziplin verfeinert. Eine solche Veröffentlichung kann für die Autor_innen enormes wissenschaftliches Renommee einbringen, aber natürlich benötigt dieses Verfahren auch seine Zeit. Wieso all dieser Aufwand?
Blogs hingegen können viel schneller reagieren, Wissen wird dann veröffentlicht, wenn es (zum Beispiel in der öffentlichen Debatte) relevant wird oder eben direkt nach der Verschriftlichung, ohne künstliche Wartepausen und endlose Redaktionsschleifen. Als Kommunikationsmittel sind sie geeigneter, intensive Debatte hervorzurufen, auch jenseits disziplinärer Schranken und wissenschaftsinterner Hierarchien. Die Kommentarfunktion hat das Potenzial, die Funktionen des Peer Review-Verfahrens zu übernehmen. Warum sollen Artikel nicht öffentlich durch die Wissenschaftsgemeinschaft bewertet, kommentiert, vielleicht sogar redigiert werden? Möglicherweise besser, als eine unter Ausschluss der Fachöffentlichkeit geführte Debatte unter dem Namen „Review“ zu führen und die Diskussion anschließend für beendet zu erklären, einfach weil im Zeitschriftenformat kein Platz für Kommentare vorgesehen ist. Was positiv gewendet noch die Selektions- und Zertifizierungsfunktion der Zeitschriften genannt werden kann, trägt im Ergebnis zu einer künstlichen Verknappung von Wissensinhalten bei. Häufig versteckt sich sogar öffentlich geförderte Wissenschaft hinter einer Bezahlschranke. Wohl denen, die die exorbitant teuren Lizenzen zur Einsicht besitzen. Wie ungleich leichter und kostengünstiger ist es hingegen, einen Blog im Internet aufzusuchen?
Blogs sind dennoch kein Allheilmittel für die Missstände im wissenschaftlichen Publikationssystem, vor allem weil Veröffentlichungen und Wissensbestände aus dem digitalen Medium ganz eigene Probleme mit sich bringen. Wie sollen Wissenschaftler_innen mit unfertigem, noch nicht redigiertem oder kommentiertem Wissen umgehen? Da kann es schon mal vorkommen, dass ein Jurist eine Rohfassung über die neuen digitalen Möglichkeiten und ihren Nutzen in den Rechtswissenschaften online stellt, aber explizit verlangt diesen Artikel nicht zu zitieren (Ist es demzufolge unverschämt, dass ich Sie trotzdem darauf hinweise?). Ich frage mich, was die wissenschaftsethischen Folgen von einer Wissenslandschaft sind, die ständig ad hoc-Wissen diskutiert. Wissen, das durch Kommentierung noch und breiter angereichert werden soll, aber damit auch gleichzeitig einen vorläufigen Status hat. Wissen produzieren heißt auch, Verantwortung dafür zu übernehmen. Aber wer nimmt für diese vorläufigen und daher instabilen Wissensbestände einer CyberScience die Verantwortung?
Zudem ist die Behauptung von den hierarchiefreien , zugänglich(er)en und damit demokratischeren Internetmedien eine naive Mär. Offline-weltliche Hierarchien zwischen Personen verlagern sich allzu schnell auch auf die Online-Ebene. Beispielsweise werde ich mich als Nachwuchswissenschaftler_in wohl kaum mit ausnehmend kritischen Kommentaren über mögliche zukünftige Arbeitgeber_innen hervortun. Zudem schafft der Zugang aber auch die unterschiedliche Nutzung der Technik neue Hierarchien, vielleicht sogar einen neuen Digital Divide. Auch die Hierarchien zwischen Wissensbeständen wird wohl kaum aufgelöst werden können. Strategien für die Publikation von Artikeln könnten zwischen verschiedenen Publikationsarten unterscheiden und damit Hierarchien reproduzieren: Innovative und theoretische Artikel für mehrstufige Review-Verfahren der Zeitschriften, empirische Artikel mit neuen Erkenntnissen online publizieren, weil hier Schnelligkeit zählt, spekulative Betrachtungen bleiben den Monographien vorbehalten. Ist ein Blog nicht aber genau das Medium, was die Aufteilung und Hierarchisierung von Wissensbeständen revidieren und neu ordnen könnte?
Leidet die Diskussion unter Generalisierungen?
Leider gibt sich die Diskussion, welchen Platz Blogs im wissenschaftlichen Medienuniversum einnehmen könnten, über große Strecken mit Generalisierungen über die Art, wie „die“ Medien oder „die“ Wissenschaften funktionieren, zufrieden. In vielen Disziplinen würde die von Davis zitierte Rangfolge der Publikationsarten nur ein müdes Lächeln hervorrufen, eine Monographie ist dort eher das Zeichen tiefgründiger empirischer und theoretischer Arbeit. In vielen Naturwissenschaften wiederum wäre eine zu frühe Veröffentlichung empirischer Daten auf Blogs fatal, weil sämtliche Konkurrenz die eigene Arbeit nutzen und schlimmstenfalls unter ihrem eigenen Namen patentieren lassen würde. Die Rechtswissenschaft selbst ist geprägt durch eine Spaltung in zwei Sphären, in denen rechtliches Wissen relevant ist: in der Akademie und in der Praxis (so argumentiert unter anderem Alexander Somek in seinem Werk: Rechtliches Wissen). Das Medienuniversum der Juristerei mit seinen Gesetzestexten, Gesetzeskommentaren und Urteilsbegründungen ist demnach viel breiter, die betrachteten Wissensbestände viel verteilter. Wo findet ein Blog wie der Verfassungsblog in dieser Konstellation seinen angestammten Platz?
Auch die Mediengattungen sind in ihrer Varietät ungleich breiter als eine allgemeine Diskussion meist abbildet. Zeitschriften sind durchaus unterschiedlich organisiert: mit fester oder wechselnder redaktioneller Betreuung, keinem, ein- oder mehrstufigen Reviewverfahren und mit oder ohne vorgesehenen Foren, wo Diskussion und Kommentare zugelassen sind. Auch Blogs sind durch eine Bandbreite verschiedener Umsetzungen gekennzeichnet. Den Verfassungsblog kann man wohl kaum mit einigen tagebuchähnlichen Machwerken vergleichen, schon allein weil hier nicht nur eine einzelne Person, sondern ein festes Team samt Gastautor_innen schreibt. Des Weiteren kann inhaltlich auch zwischen Meinungsblogs und wissenschaftlichen Blogs in denen Wissenschaftler_innen über ihre Forschungsfelder bloggen unterschieden werden, denn: „Short form blogging that is based on the essence of long-form scholarship is completely different than opinion blogging, whether the opinion blogging is by an academic or nonacademic“. In der Debatte um Blogs in der Rechtswissenschaft sollten also sowohl die althergebrachten Medien als auch Blogs und das gesamte Spektrum ihrer Möglichkeiten wahrgenommen werden, genauso wie die Funktionsweise der wissenschaftlichen Kommunikationsarten nicht simplifiziert werden sollte. Was sollte ein Blog also leisten und welche Ansprüche braucht er sich von vornherein erst gar nicht stellen?
Bloggen als Frage des sozialen Ortes von Wissenschaftler_innen in der Gesellschaft?
In der Wissensgesellschaft verändert sich der Anspruch an wissenschaftliches Wissen. Die Produktion dieses Wissens verschlingt immer mehr Ressourcen, weshalb auch der Legitimationsdruck der Wissenschaft steigt und sich Erwartungen nicht-wissenschaftlicher Felder einschreiben, die Grenzen zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit demnach immer weiter aufgehoben werden (so eine Hauptthese in Peter Weingarts Monographie: Die Stunde der Wahrheit? Zum Verhältnis der Wissenschaft zu Politik, Wirtschaft und Medien in der Wissensgesellschaft). Genauso plausibel wie Blogs als Antwort von Wissenschaftler_innen auf steigende Legitimierungszwänge zu sehen ist es, Blogs als Ausdruck eines veränderten Selbstkonzeptes zu begreifen. Sowohl dienstlich aber auch als Privatperson haben Akademiker_innen ein Interesse, ihre Expertise und eigene Meinung zu gesellschaftlichen und politischen Debatten zu äußern. Blogs werden damit zum Sprachrohr oder Interventionsmittel, mit dessen Hilfe akademisches Wissen kommuniziert und gesellschaftliche Verantwortung übernommen werden kann. Sind Blogs demnach die neue mediale Plattform, auf der sich das geänderte Verhältnis von Wissenschaft und Öffentlichkeit am besten aufzeigen lässt?
Jetzt sind Sie dran: Was denken Sie zu den angesprochenen Aspekten der wissenschaftlichen Kommunikation? Fehlen hier vielleicht Aspekte wissenschaftlichen Bloggens oder wurden nur unzureichend besprochen? Nutzen Sie die Kommentarfunktion und lassen Sie uns an Ihren Gedanken teilhaben!
Das von einem Autor (auch hier) im Blog Veröffentlichte, ist entweder das, was er weiß, also etwas von seinem Wissen oder es ist seine Gedanken, mit denen er, mithilfe deren Leser, sich Klarheit verschaffen, sein Wissen vertiefen will. Auch mit dem Medium Blog ist das also möglich.
Welche „Möglichkeiten, Chancen und Risiken“ für das Veröffentlichen von Wissendem im Medium Blog bestehen könnten, das lässt sich mannigfach beschreiben, schildern. Mannigfach Beschriebenes, Geschildertes zu veröffentlichen. Auch das ist mit dem Medium Blog also möglich.
Wenn der Leser das veröffentlichte Beschriebene, Geschilderte bisher nicht kannte, erweitert das sein Wissen vom Beschriebenen, Geschilderten. Es erweitert auch sein Wissen von der (auch anderen) Möglichkeit dessen Beschreibens, Schilderns. Wissenschaft ist das nicht.
Will aber ein Leser im Medium Blog dazu beitragen, dass derjenige, welcher seine Gedanken im Medium Blog mit der Hoffnung veröffentlichte, sich damit vertieftes Wissen verschaffen zu können, dann muss dieser Beitrag des Lesers eine Auseinandersetzungen mit diesen veröffentlichten Gedanken sein, also zum Beispiel mit einem Kommentar im Medium Blog diese veröffentlichten Gedanken mit seinen Gedanken kritisch begleiten.
Dann und damit „fängt Wissenschaft“ an. Dann und damit sind diese veröffentlichten Gedanken mit dem Medium Blog als „wissenschaftliches Bloggen“ zu verstehen. Auch das wäre auch im Medium Blog also möglich. Mit einer speziellen Software (zum Beispiel „SharePoint“) biete ein solcher Blog dann auch die Möglichkeit, dass gleichzeitig mehrere mit ihren Gedanken zu einem bestimm-ten Thema „wissenschaftlich Bloggen“.
„Eine (wissenschaftliche) Sünde“ ist das Bloggen also nur dann, wenn das Bloggen von Beschrei-bungen, Schilderungen als „wissenschaftlich“ verstanden und bezeichnet wird. Es wäre dann kein Blog einer Wissenschaft.
Sehr geehrte_r Blickendörfer,
dann fasse ich Ihre Aussage mal selektiv und zugespitzt zusammen: Im Medium Blog kann Wissenschaft aus der Interaktion und kritischen Auseinandersetzung entstehen, weil dabei in gewisser Weise neues Wissen, bisher Nicht-Beschriebenes produziert wird.
Würden Sie Zeitschriften und Monographien den wissenschaftlichen Anspruch absprechen, weil dort ja ebenfalls oft genug bereits Beschriebenes veröffentlicht wird, allerdings ohne die Möglichkeit der direkten kritischen Auseinandersetzung (zumindest nicht im selben Medium)?
Interessant finde ich auch die amgedeutete Typologie von Lesenden und Schreibenden, die sie beschreiben. Es scheint als gäbe es hiervon jeweils zwei Arten; Die, die ihr eigenes Wissen erweitern möchten (keine Wissenschaft) und die, die in kritischer Interaktion neues Wissen schaffen. Ich frage mich nach den Motivationen der Lesenden, gerade einen Blog zur Wissenserweiterung aufzusuchen beziehungsweise in der spezifisch computer-mediatisierten Welt der Blogs neues Wissen zu schaffen.
Sehr geehrter Herr Mazukatow
Zunächst muss ich Sie um Nachsicht bitten, meinen Vornamen nicht genannt zu haben.
„Wissenschaft“ – Eine Schlussfolgerung aus diesem Begriff (das mit ihm bezeichnete begriffene charakteristische Merkmal) und auf dessen Wortlaut „zugespitzt“ beschrieben:
Nicht alles das, was Wissen schafft, ist Wissenschaft!
Wenn Sie „Wissenschaft“ anders verstehen, dann lautete der Spruch: Alles, was Wissen schafft, ist Wissenschaft.
Tauschten wir dann unser Wissen darüber aus, „welche Möglichkeiten, Chancen und Risiken das Medium Blog für Wissensproduktion und Wissenschaftskommunikation allgemein, aber auch speziell für juristische Wissensbestände, birgt“, dann verstünden wir uns, aber nur scheinbar. Wir verwendeten zwar das gleiche Wort „Wissenschaft“, verwendeten es im jeweils eigenen Verständnis, aber das wäre gegensätzlich Begriffenes.
Um nicht beim Beschreiben, Schildern von „Möglichkeiten, Chancen und Risiken“ das „Schicksal“ der Turmbauer zu Babel teilen zu müssen, ist ein gleiches Verstehen (Begreifen) des Begriffs „Wis-senschaft“ notwendig, unabdingbar für Wissenschaft und unabhängig davon, ob ein „Anspruch darauf zugesprochen“ oder eine „Motivation“ dafür besteht.
Wissen erweitern/ vergrößern bedingt „Gedächtnisfähigkeit“; erfordert die Fähigkeiten des „Paukens“, des Speicherns im Gehirn. Keine wissenschaftliche Tätigkeit, aber eine dafür notwendige.
Wissen vertiefen bedingt „Denkfähigkeit“. Sie ist charakteristisches Merkmal von als wissenschaftlich zu verstehendem und zu bezeichnendem Denken. Das Ergebnis dieses Denkens ist dann als ein wissenschaftliches zu verstehen und zu bezeichnen. Das Beschreiben/ Schildern/ Erklären/ Veranschaulichen dieses Ergebnisses aber nicht, weil damit dieses Ergebnis nicht vertieft wird.
Mit freundlichen Grüßen, und bleiben Sie weiter neugierig.
Peter Blickensdörfer
Sehr geehrter Herr Blickensdörfer,
vielen Dank für Ihre Antwort. Wenn Sie sich vorstellen können, die Unterhaltung in Form eines Emailinterviews weiterzuführen, dann kontaktieren Sie mich. Ich melde mich dann innerhalb weniger Tage bei Ihnen.
alik.mazukatow@rewi.hu-berlin.de
In der Hoffnung auf weiteren Austausch und mit freundlichen Grüßen,
Alik Mazukatow
Unsere bisherige Erfahrung mit dem neuen Völkerrechtsblog (http://voelkerrechtsblog.com) zeigt, dass Blogs über ihre unmittelbare Funktion als Kommunikationsmedium hinaus auch Offline-Gemeinschaften und -Interaktionen vertiefen können. Der Völkerrechtsblog fungiert nicht nur als Plattform für direkten wissenschaftlichen Austausch unter allen VölkerrechtlerInnen, sondern hat auch dazu beigetragen, die junge Völkerrechtswissenschaft und speziell den Arbeitskreis junger VölkerrechtlerInnen als Gemeinschaft ein Stück weiter zusammen zu führen. Daneben hat sich das dialogische Format von Text und Replik, das den Völkerrechtsblog auszeichnet, auch als Mittel erwiesen, zu verwandten Themen arbeitende WissenschaftlerInnen über Landes- und Disziplingrenzen hinweg zusammenzubringen, auch offline. Traditionelle Publikationsformen hatten das jedenfalls in dieser Form bis dato nicht geleistet. Nicht überraschend und neu, aber doch eine Einsicht ist also, dass die “Möglichkeiten, Chancen und Risiken” des Bloggens gerade auch davon abhängen, wie ein Blog organisatorisch, personell usw. mit der Wissenschaft 1.0 verknüpft ist.
Sehr geehrter Herr Mazukatow,
danke für Ihr Interesse an einem weiteren Gedankenaustausch mit mir. Ihrer Aufforderung (am Ende Ihres Artikels).
Gedanken „zu den angesprochenen Aspekten der wissenschaftlichen Kommunikation“ zu äußern, bin ich mit meinen Kommentaren nachgekommen. Schwerpunkt darin waren allerdings meine Gedanken zum Verstehen von „Wissenschaft“.
Sie haben mit denen von Ihnen als Begriffe verwendeten Worte – „Wissenschaftsbetrieb, Wissensproduktion, Wissenschaftskommunikation, Wissenschaftsgemeinschaft, Wissensland-schaft, akademisches Wissen, wissenschaftliches Wissen“ – anschaulich die Ergebnisse Ihrer Analyse zum Stand der „Wissenschaftskommunikation“ dargestellt. Für eine Kommentierung dieser Ergebnisse verstand ich mich deshalb auch nicht angeregt.
Ein Gedankenaustausch zu diesen „Begriffen“ deshalb auch nicht. Denn ein solcher führte zu weit (weg) von Ihrem Anliegen „Aspekte der Wissenschaftskommunikation“. Denn ein solcher führte auch zu „Begrifflichkeiten“ im Antrag: Perspektiven der Wissenschaftskommunikation in den Rechtswissenschaften. Zum Beispiel: „Diskursraum, Experimentierfeld, Experimentierraum“ bis hin „Recht als zentrales gesellschaftliches Steuerungsinstrument im Kontext einer weiteren Öffentlichkeit“.
Ich wünsche Ihnen Erfolg und dass Sie weiter neugierig bleiben (können).
Mit freundlichen Grüßen
Peter Blickensdörfer
1. “Blogs hingegen können viel schneller reagieren, Wissen wird dann veröffentlicht, wenn es (zum Beispiel in der öffentlichen Debatte) relevant wird oder eben direkt nach der Verschriftlichung, ohne künstliche Wartepausen und endlose Redaktionsschleifen. Als Kommunikationsmittel sind sie geeigneter, intensive Debatte hervorzurufen, auch jenseits disziplinärer Schranken und wissenschaftsinterner Hierarchien.”
2. Einen Einblick in einen aktuellen, professionellen und unabhängigen Diskurs zu aktuellen gesellschaftsrelevanten (in diesem Fall: rechtlichen und völkerrechtlichen) Themen zu bieten, kann nur positiv sein.
3. In meinen Augen ist der “Verfassungsblog” ein Highlight!
Grüße Maria Anna Dewes
Es mutet doch etwas paradox an, geschätzter Herr Mazukatow, dass ausgerechnet für diese Leserumfrage des Projekts Verfassungsblog die Möglichkeiten des Formats “wissenschaftlicher Blog” überhaupt nicht fruchtbar gemacht werden. Gewiss, Sie referieren gekonnt und nuanciert die gängigen Diskurse. Doch statt das Bündel der in bisherigen Debatten aufgeworfenen Fragen aufzuschnüren und zu Antworten auf konkrete Fragen und/oder zur Positionierung zu bestimmten Thesen einzuladen, wird den Leserinnen und Leser ein üppiger Kessel Buntes serviert, aus dem dann nach gusto ein Thema aufgespiesst werden soll. Das überfordert bei der eiligen Bloglektüre. Warum nicht eine etwas strukturiertere Diskussion? Warum nicht jede Woche ein klar konturierter Fragencluster, der dann im Kommentarbereich diskutiert werden kann? Das macht Mühe, verspricht aber auch Erkenntnisgewinn.
Liebes Eichhörnchen,
Wie sie vielleicht gesehen haben, bin ich augebildeter Ethnologe, führe also eine Methodendiskussion von diesem Standpunkt aus. Ich habe meinen Beitrag bewusst offen und allgemein gehalten um sicher zu gehen, dass Themen, die mir entgangen sind, noch aufgegriffen werden können. Mein Beitrag verstehe ich nicht als Leserbefragung, sondern als Anregung für Leser_innen miteinander ins Gespräch zu kommen (und dieses Gespräch wiederum wäre das, was ich qualitativ auswerten werde). Interessanterweise hat der Artikel eher dazu geführt, dass Lesende sich zu einem Wissenschaftsideal äußern als über Wissenschaftskommunikation. Für meine wissenschaftliche Untersuchung werde ich freilich eine Reihe von Methoden anwenden auch Befragungen in Form von Interviews, die dann auch strukturiert Fragenkomplexe aufwerfen. Daher auch an Sie die Möglichkeit und Bitte: Falls Sie zu einem Interview zum Thema Wissenschaftskommunikation bereit wären, melden Sie sich gerne bei mir
alik.mazukatow@rewi.hu-berlin.de