Niemand ist eine Insel – auch Samoa nicht
Die Frage Rechts- oder Links-Verkehr ist deshalb so schön, weil es bei ihr so sonnenklarerweise kein Falsch oder Richtig gibt. Aus deutscher Sicht sieht die Sache im Wesentlichen so aus: Die Briten fahren links, alle anderen rechts, und alle kommen im Großen und Ganzen wunderbar zurecht. Den Mietwagen aus Heathrow rauszusteuern und bei der Einfahrt in die Autobahn zur richtigen Seite zu gucken, ist eine Herausforderung. Aber keine, der wir nicht gewachsen wären.
Das funktioniert aber nur, weil Großbritannien eine Insel ist. Es gibt keine Straße, auf der man über die britische Grenze mit dem Auto drüberfahren könnte. Früher war Großbritannien ein Weltreich, mit der Folge, dass in der halben Welt links gefahren wurde. Aber früher gab es auch noch nicht allzu viel grenzüberschreitenden Verkehr. Das ist jetzt anders, und deshalb hat überall dort, wo man sich kontinental fühlt, der Rechtsverkehr durchgesetzt: Nigeria, einst britische Kolonie und linksfahrend, hat 1972 die Seiten gewechselt. In Europa war Schweden der letzte Linksverkehr-Staat mit Landbrücke; damit war 1967 Schluss. Seither ist Linksverkehr ein Insel-Ding: Australien und Neuseeland, einst ebenfalls der britischen Krone untertan, haben bis heute kein Problem damit, weiter links zu fahren.
Nun aber: Samoa. Der Südseestaat ist die sprichwörtliche Insel schlechthin. So gesehen scheint der Plan der Regierung fast konsequent: Dort fuhr man bisher rechts, aber ab den frühen Morgenstunden gilt, wie heute im Wallstreet Journal zu lesen ist, das Gebot des Linksverkehrs. Das heißt, an diesem schicksalhaften Tag müssen alle Autofahrer für eine logische Sekunde zu Geisterfahrern werden. Bestimmt ein komisches Gefühl.
Doch bei näherem Hinsehen ist es mit dem Inseldasein gar nicht so weit her. Die Samoaner sollen aus den relativ nahegelegenen Groß-Inseln Australien und Neuseeland Gebrauchtwägen beziehen können, so lautet die offizielle Begründung für die Maßnahme. Da dort Linksverkehr herrscht, ist das Steuer auf der rechten Seite. Und das sei unpraktisch.
Fast ein bisschen melancholisch, oder nicht?