Das Justiz-Projekt

Weltweit gerät die unabhängige und unparteiische Justiz unter den Druck des autoritären Populismus.

Wie verwundbar ist die rechtsprechende Gewalt in Deutschland – im Bund und in den Ländern? Diese Frage untersucht der Verfassungsblog seit Anfang 2025 in einem eigenständigen Projekt.

Am 2. Dezember 2025 erscheinen die Ergebnisse als Buch:
Das Justiz-Projekt. Verwundbarkeit und Resilienz der dritten Gewalt.
Open Access, hier auf dem Verfassungsblog. 

Erscheinungsdatum: 2. Dezember 2025

Was wir untersuchen

Was wir untersuchen

Auf dem Verfassungsblog analysieren wir schon lange die Strategien autoritär-populistischer Kräfte. Sie versuchen, demokratische Institutionen zu untergraben, um an die Macht zu kommen – schrittweise, von innen heraus, oft ohne offenen Rechtsbruch. Einmal an der Macht, setzen sie alles daran, sie nicht mehr abzugeben.

Nach Abschluss des Thüringen-Projekts wollen wir jetzt den Blick auf die Bundesrepublik insgesamt weiten. Wir haben uns entschieden, unsere Kräfte zu bündeln und ein Thema zu untersuchen, das uns aufgrund unserer Erkenntnisse im Thüringen-Projekt besonders dringend erscheint: die Verwundbarkeit der unabhängigen und unparteiischen Justiz in Bund und Ländern.

Denn: Viele Beispiele aus dem Ausland zeigen, dass Gerichte autoritären Populisten bei der Umsetzung ihrer Strategie ein Hindernis sein können – aber auch ein mächtiges Werkzeug. Wie lässt sich Sand ins Getriebe der Justiz streuen? Welche Schwachstellen gibt es bei der Gerichtsorganisation und beim Gerichtspersonal? Und: Wie resilient sind die Verfassungsgerichte?

FAQ

Das Justiz-Projekt ist ein vom Verfassungsblog initiiertes Forschungsprojekt, das die Verwundbarkeit der Justiz in Deutschland untersucht. Weltweit lässt sich beobachten, dass die unabhängige und unparteiische Justiz unter dem Druck des autoritären Populismus steht. Israel, Taiwan, Mexiko – die Schwächung der dritten Gewalt beschränkt sich längst nicht nur auf Ungarn und die USA. Der Verfassungsblog hat viele dieser Entwicklungen bereits seit Jahren intensiv verfolgt. Wir wollen nicht warten, bis es zu spät ist – und fragen uns im Justiz-Projekt bereits heute, wie es in Deutschland aussieht: Wie verwundbar ist die Justiz im Bund und in den Ländern?

Ziel des Projekts ist es:

a) mittels eines umfassenden Risk Assessments zu analysieren, wie anfällig die Justiz für die Strategie autoritärer Populisten ist, und zentrale Schwachstellen sowie Einfallstore für ‚judicial backsliding‘ zu identifizieren.

b) rechts- und politikwissenschaftliche Erkenntnisse zu bislang unzureichend erforschten Fragen in diesem Bereich zu generieren und zugänglich zu machen.

c) das Bewusstsein für die Verwundbarkeit der Justiz auf Bundes- und Länderebene zu schärfen.

Hier. Das Justiz-Projekt konkretisiert das Projekt Bundesrepublik. Wir fokussieren unsere Kapazitäten auf das Thema, das uns in den kommenden Jahren am drängendsten erscheint: die Verwundbarkeit der Justiz auf Bundes- und Länderebene.

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Beiträge

Sachsens Sonderweg

Sachsen war bereits mehrfach Schauplatz von gerichtlichen Auseinandersetzungen zwischen (rechtsextremen) Bewerber*innen zum juristischen Vorbereitungsdienst und dem Freistaat. Nun darf erneut eine Person, die zuvor in einem anderen Bundesland aufgrund mangelnder Verfassungstreue abgelehnt wurde, das Referendariat im Freistaat antreten. Eine neue Entscheidung des dortigen OVG zeigt auf, dass extremistische Bewerber*innen zukünftig kaum noch abgelehnt werden können. Sachsen droht ein Zufluchtsort für extremistische Personen zu werden.
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Doxing Judges

More than a decade after the Baka judgment, Hungary’s judges remain exposed. A massive data leak has revealed personal details of nearly 200,000 citizens — including judges — allegedly linked to an opposition app. Pro-government media swiftly published their names, questioning their impartiality and even calling for dismissals. Instead of protecting those targeted, judicial leaders hinted at disciplinary action.
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Neutralising the Captured Court

In September 2025, the CJEU ruled in the AW ‘T’ (C-225/22) case on the status of decisions issued by the Chamber of Extraordinary Control. Already in its previous case law, in L.G. v KRS, the Court found preliminary references from that Chamber to be inadmissible. Moreover, in the W.Ż. case, the Court had already considered certain decisions as “null and void” under certain conditions. However, the new AW ‘T’ case broadens the applicability of the “null and void” sanctions which will be of great importance for the Polish efforts to address the consequences of the rule of law crisis.
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Autocratic Legalism vs. Lawfare

Ekrem İmamoğlu, the Mayor of Istanbul, has been imprisoned for 200 days without indictment as the Turkish government weaponizes the judiciary to eliminate political opposition. This case exemplifies a shift from autocratic legalism to "lawfare," where legal tools are used strategically to suppress democratic competition. İmamoğlu’s situation reveals the deepening authoritarianism in Turkey as the ruling regime abandons fair elections in favor of coercive control.
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Im Süden nichts Neues

Am 12. September hat das VG Stuttgart mit einer einstweiligen Anordnung Schlagzeilen gemacht, als es den pauschalen Ausschluss von AfD-Vorschlägen für die Wahl ehrenamtlicher Richter für unzulässig erklärte. Vor allem wurde kritisiert, das Gericht habe der AfD damit den Weg zu ehrenamtlichen Richterstellen geebnet. Doch tatsächlich eignet sich der Beschluss nicht für eine Politisierung: Er trägt nicht dazu bei, Verfassungsfeinde vom Amt am Verwaltungsgericht auszuschließen. Vielmehr hat das VG Stuttgart erneut die Maßstäbe herausgestellt, die sich aus Art. 33 Abs. 2 GG für den gleichen Zugang zu öffentlichen Ämtern ergeben.
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Unwavering Loyalty

On 5 August 2025, the Cameroonian Constitutional Council upheld a Resolution made by Cameroon’s elections management body to exclude opposition leader Maurice Kamto from the presidential election scheduled for 12 October 2025. The decision effectively eliminates the strongest opposition contender from the race and was misguided by its narrow formalism. While judicial formalism may, in some cases, be defensible for the sake of certainty and predictability, the Constitutional Council’s selective adherence to it makes its motivation questionable.
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Systemic Pathologies

Bulgaria has been marked by worrisome developments pointing to its democratic decline. After the Sofia Court of Appeal upheld the pre-trial detention of the city of Varna’s mayor Blagomir Kotsev, the Supreme Judicial Council refused to apply the six-month limit on Borislav Sarafov’s tenure as acting Prosecutor General. Taken together, these episodes point to a systemic pathology: institutions formally invoke the law, yet interpret it in ways that deprive it of its normative sense. Legality is reduced to form without substance, and no longer protects rights but instead serves as an instrument of institutional self-preservation and control.
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The Judicial Overhaul Post October 7

In the span of one year, Israel experienced two historic crises: a constitutional crisis triggered by the 2023 judicial overhaul and a national security emergency following Hamas’ October 7 attack. Either event alone could have destabilized democratic institutions, yet their convergence deepened threats to Israel’s liberal democracy. Contrary to the expectations of many Israelis, the security crisis did not halt the judicial reform process. Instead, it served as a smokescreen that enabled the government’s continued pursuit of populist constitutional transformation.
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Team

Friedrich Zillessen

Co-Projektleiter

Anna-Mira Brandau

Co-Projektleiterin

Lennart Laude

Co-Projektleiter

Emma Bruhn

Kommunikationsmanagerin/

Wissenschaftliche Mitarbeiterin

Juliana Talg

Wissenschaftliche Mitarbeiterin

Etienne Hanelt

Wissenschaftlicher Mitarbeiter

Janos Richter

Wissenschaftlicher Mitarbeiter

Jakob Weickert

Studentischer Mitarbeiter

Sophie Sendrowski

Studentische Mitarbeiterin

Annika Perlebach

Volunteer

Jonathan Schramm

Volunteer

Team

Sie wollen das Projektteam kontaktieren? Schreiben Sie uns gerne an: justiz@verfassungsblog.de.

Friedrich Zillessen

Co-Projektleiter

Anna-Mira Brandau

Co-Projektleiterin

Lennart Laude

Co-Projektleiter

Emma Bruhn

Kommunikations-

managerin/

Wissenschaftliche

Mitarbeiterin

Juliana Talg

Wissenschaftliche

Mitarbeiterin

Etienne Hanelt

Wissenschaftlicher

Mitarbeiter

Janos Richter

Wissenschaftlicher

Mitarbeiter

Jakob Weickert

Studentischer

Mitarbeiter

Sophie Sendrowski

Studentische

Mitarbeiterin

Annika Perlebach

Volunteer

Jonathan Schramm

Volunteer

Was bisher geschah: Das Thüringen-Projekt

Was bisher geschah: Das Thüringen-Projekt

Im vergangenen Jahr haben wir uns damit beschäftigt, welche Einfallstore die Thüringer Rechtsordnung autoritären Populisten bietet. Im Thüringen-Projekt sind wir der Frage nachgegangen: Was wäre, wenn autoritäre Kräfte an staatliche Machtmittel kommen? Wie resilient ist die Demokratie in Thüringen?

Dafür haben wir etwa ein Jahr lang recherchiert. Wir sind stolz darauf, dass unsere Arbeit im Thüringen-Projekt mehrfach ausgezeichnet wurde – unter anderem mit dem Arnold-Freymuth-Forschungspreis mit der Theodor Heuss Medaille für herausragenden Einsatz für Demokratie und Bürgerrechte.

Copyright: Alwin Maigler

In einem Jahr haben wir einiges geschafft!

Im Sommer 2024 ist ein Buch mit den Ergebnissen des Thüringen-Projekts erschienen. Wir haben einen Podcast veröffentlicht, indem wir darüber sprechen, was wir herausgefunden haben und wir haben ein Policy Paper mit konkreten Handlungsempfehlungen für den Thüringer Landtag geschrieben.

Gemeinsam mit FragDenStaat und der Gesellschaft für Freiheitsrechte haben wir unsere Recherchen außerdem im Gegenrechtsschutz einbringen können, der Betroffenen dabei helfen soll, sich gegen autoritären Rechtsmissbrauch zu wehren.

Das Verfassungsblog-Team

Das Verfassungsblog-Team

Darüber hinaus haben wir die Ergebnisse des Projekts seit Beginn des Jahres 2024 öffentlich in Vorträgen und Podiumsdiskussionen kommuniziert. Sie sind außerdem die Grundlage für zielgerichtete Fortbildungsveranstaltungen für bestimmte Berufsgruppen geworden, darunter Richter*innen, Staatsanwält*innen, Schulleitungen, Lehrer*innen und Journalist*innen.

Alle Infos zum Thüringen-Projekt auf einen Blick gibt es hier.

Advisory Board

Advisory Board

Foto: Claudia Hoehne

Mariana Llanos ist Lead Research Fellow am German Institute for Global and Area Studies (GIGA) und Inhaberin der außenordentlichen Professur für „Demokratische Institutionen im Globalen Süden“ an der Universität Erfurt.

Foto: Karoline Wolf

Anne Sanders ist Inhaberin des Lehrstuhls für Bürgerliches Recht, Unternehmensrecht, das Recht der Familienunternehmen und Justizforschung an der Universität Bielefeld und Professorin II der Universität Bergen, Norwegen.

Fabian Wittreck lehrt Öffentliches Recht, Rechtsphilosophie und Rechtssoziologie an der Universität Münster.