Italien: Wo der Spaß aufhört
Eins muss man Silvio Berlusconi lassen: Der Mann hat Humor.
Sein jüngster Schurkenstreich ist derart abgefeimt, dass ich schon fast so etwas wie Respekt empfinde. Bevor ich mir in Erinnerung rufe, dass der Typ einen der großen EU-Staaten regiert und gerade dabei ist, die Grenzen dessen zu testen, was wir in Europa noch als Demokratie bezeichnen.
Berlusconis Truppen haben gerade durchgesetzt, dass die staatliche Fernsehanstalt RAI in den vier Wochen vor den Regionalwahlen am 28. März in ihren Talkshows keine einseitige politische Propaganda betreiben darf. Im Sinne der politischen Ausgewogenheit müssen, wenn man über Politik reden will, alle Parteien zu Wort kommen können.
Das sind 30 Stück in Italien.
Mit anderen Worten: Man wird in diesen Sendungen einfach überhaupt nicht mehr über Politik reden können.
Das findet Berlusconi prima, weil seine privaten Rundfunksender ja völlig ungehindert über Politik reden dürfen. Was zur Information der Italiener in seinen Augen vollkommen ausreicht.
Wir haben uns schon so daran gewöhnt, dass dieser bizarre Operettendiktator bei jedem EU-Rat mit Sitz und Stimme die Geschicke von uns allen mitbestimmt, dass über diese Nummer in Deutschland überhaupt niemand mehr berichtet (ich hab jedenfalls nichts gefunden).
Tja, das ist die spezifische politische Kultur Italiens.
Nepotismus wohin man schaut, Korrpution, Mafia-Geschäfte, Bestechung, Amtsmissbrauch, häufige Regierungswechsel, extreme Polarisierung (von Kommunisten bis zu Neofaschisten), Zersplitterung, trotzdem – die Sonne scheint, die Pasta schmeckt, die Leute vertragen sich halbwegs, Politik ist nur Nebensache.
Wir sollten nicht spöttisch auf Italien schauen – Italien zeigt uns nämlich, wie man es schafft, eine Wirtschaft TROZU einer Regierung einigermaßen am Laufen zu halten.
Und genau dahin werden wir in der nächsten Zeit kommen MÜSSEN!
Hm, dumm ist das ja nicht – das Argument ist ja soooo in Ordnung – wenn da nicht das eigene Medienimperium Berlusconis wäre