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23 May 2023

Progressive Reform mit regressiven Untertönen

Die Passagen im Koalitionsvertrag der Ampel zum Staatsangehörigkeitsrecht ließen aufhorchen. Schickt sich die Ampel hier an, die unter Rot-Grün begonnene, aber dann doch nur halb durchgeführte Staatsangehörigkeitsreform zu vollenden? Nach Lektüre des kürzlich veröffentlichten Referentenentwurfs des Gesetzes zur Modernisierung des Staatsangehörigkeitsrechts lautet die Antwort: Vieles wird besser, manches wird schlechter, und von einem Staatsangehörigkeitsrecht, das den Realitäten der Postmigrantionsgesellschaft gerecht wird, kann immer noch keine Rede sein. Continue reading >>
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05 December 2022

Das Gegenteil von Integration

Die Umsetzung der Vereinbarung im Koalitionsvertrag, dass Ausländer in Deutschland leichter eine deutsche Staatsangehörigkeit erhalten können, wird derzeit von Innenministerin Faeser vorangetrieben und wurde am Donnerstag in einer aktuellen Stunde im Bundestag diskutiert. Getragen von Integrationserwägungen soll insbesondere die für die Einbürgerung erforderliche Aufenthaltsdauer von acht auf fünf Jahre und beim Vorliegen besonderer Integrationsleistungen von sechs auf drei Jahre verkürzt werden. Die anhaltende und auch in der Bundestagsdebatte vorgebrachte Kritik ist von Ressentiments und längt überwundenen Vorstellungen geprägt, die das gemeinsame Anliegen Integration ins Gegenteil verkehren. Um der Integrationsverantwortung des Staates angemessen Rechnung zu tragen, ist zu einer sachlichen und differenzierten Debatte zurückzukehren. Continue reading >>
19 August 2022

In dubio pro libertate?

Auch wenn touristische Reisen in die Europäische Union im Zusammenhang mit den kriegerischen Verbrechen Russlands in der Ukraine wie Nebenschauplatz erscheinen mögen – hier geht es um etwas. Angesichts der schrecklichen Verbrechen der russischen Armee in der Ukraine erscheint das touristische Reisen und das Beharren darauf, dass dieses Recht nicht einzuschränken sei, kaum nachvollziehbar. Rein legalistische Argumentation verdeckt, dass das Recht immer auch ein Instrument zur Durchsetzung politischer Interessen ist. Continue reading >>
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22 November 2021

Irregularisierung der Staatsbürgerschaft in Indien

Indien hat komplexe rechtliche Mechanismen geschaffen, die den Status der Staatsbürgerschaft stark verunsichert haben. Diese Mechanismen erlauben es, Personen willkürlich als mutmaßliche Ausländer ins Visier zu nehmen, stellen unzumutbare Beweisanforderungen für den Nachweis der Staatsbürgerschaft und erleichtern den schleichenden Verlust materieller Rechte - und das alles ohne formellen Entzug des Staatsbürgerschaftsstatuses. Diese Prozesse lassen sich meiner Meinung nach am besten als das verstehen, was Peter Nyers als "Irregularisierung der Staatsbürgerschaft" bezeichnet. Continue reading >>
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08 November 2021

Eine Kultur der Ausgrenzung wird in die Extreme getrieben

Seit seinen Anfängen hat Australien seine weitreichenden verfassungsrechtlichen Befugnisse im Bereich der Ausländer- und Einwanderungspolitik genutzt, um ausgrenzende Gesetze zu erlassen. In den zwei Jahrzehnten seit dem 11. September hat die Tendenz zur Ausgrenzung deutlich zugenommen. Continue reading >>
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04 November 2021

Status, Verantwortung und Gemeinschaft nach 9/11

Migrations- und Staatsangehörigkeitsrecht sind politisch gestaltbare Materien, wie alle anderen. Alle terroristischen Bedrohungen berühren die staatliche Schutzpflicht für das Leben, möglicherweise staatliche Infrastruktur und das Sicherheitsgefühl im öffentlichen Raum. Sicher verwerfen die Meisten eine Gleichsetzung von Migration und Terrorismus als politisch (und rechtlich) zurückgeblieben. Das Bild einer Unterwanderung von Migration durch Terrorismus aber wirkt. Continue reading >>
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24 June 2021

Was heißt hier eigentlich ausufernd?

Über „Rasse“ und Rassismus im Recht wird in letzter Zeit so intensiv diskutiert wie nie zuvor in Deutschland. In welche Widersprüche man dabei geraten kann, wurde in dieser Woche im Bundestag sichtbar: Während im Rechtsausschuss der Begriff „rassistisch“ im Grundgesetz abgelehnt wurde, weil er „völlig unbestimmt“ sei und eine ausufernde Rechtsprechung zu befürchten sei, einigte man sich fast zeitgleich im Innenausschuss darauf eben diesen Begriff im Staatsangehörigkeitsgesetz als Ausschlussgrund für Einbürgerungen zu verwenden. Auch diese Episode der Rechtspolitik zeigt erneut, dass Deutschland beim Umgang mit „Rasse“ und Rassismus im Recht immer noch erheblichen Entwicklungsbedarf hat. Continue reading >>
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24 June 2019

„Mama Laudaaa“: der Sommerhit des deutschen Migrationsrechts­diskurses

Während die Sommerferien und die Hitzewelle den Großteil der Bevölkerung in die Badeseen und Freibäder treiben, herrscht in Migrationsrechtskreisen wieder einmal helle Aufregung. Dieses Mal scheint der liberale Verfassungsstaat zu eruieren, weil der Bundestag sich anschickt, einige kleinere Änderungen des Staatsangehörigkeitsrechts zu beschließen. Astrid Wallrabenstein warnte an dieser Stelle kürzlich vor einem „Paradigmenwechsel“. In diesem Blogbeitrag geht es mir um eine inhaltliche Replik auf ihren Beitrag und die Logik des migrationsrechtlichen Diskurses. Continue reading >>
22 June 2019

Die Egalisierungsfunktion der Staatsangehörigkeit

Der Entwurf der Bundesregierung zur Änderung des Staatsangehörigkeitsgesetzes sieht die Ausbürgerung von Deutschen vor, die sich an Kampfhandlungen einer Terrormiliz im Ausland konkret beteiligen. Dies gilt freilich nur für Mehrstaater und bringt damit einen fundamentalen Paradigmenwechsel zum Ausdruck: die Staatsangehörigkeit verliert ihre grundlegende staatsrechtliche Funktion, die darin besteht, Menschen als gleiche Staatsbürger des politisch verfassten Gemeinwesens zu verstehen. So wichtig es ist, dass die Bundesrepublik Deutschland Terrorismus effektiv bekämpft, so wenig darf sie dabei einen Unterschied nach der Staatsangehörigkeit machen. Continue reading >>
16 January 2019

Who Should Be a Citizen of the Union? Toward an Autonomous European Union Citizenship

Refusing to believe that political constraints outweigh political possibilities in the present historical conjuncture, I argue that the time is ripe for the disentanglement of Eurozenship from Member State nationality. Since the mid-1990s I have defended this reform. But my argument for an autonomous Eurozenship in this debate unfolds in two steps which are presented in the subsequent two sections. In the first section, I explore the incremental disentanglement of EU citizenship from the nationality law of Member States, while in the second section I reconstruct Eurozenship, that is, I present the configuration of an autonomous EU citizenship law which can co-exist with EU citizenship cum Member State nationality. Continue reading >>