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Posts by authors affiliated with Kanzlei

12 March 2024

How Populist Politicians Are Weakening the Kenyan Judiciary

The Kenyan President and his parliamentary allies are guilty of constitutional vandalism. In what has become an increasingly popular political move, they conveniently blame the judiciary for their unfulfilled promises, making the courts an easy target in a democracy backsliding. Lacking public outreach – judges neither organise rallies nor post on social media –, the judiciary has become a scapegoat to rally political support. While courts aren't beyond criticism, some attacks are self-serving, often from those with pending or impending court cases.

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15 February 2024

A Shortcut at the Expense of Justice

On 31 January 2024, the International Court of Justice rendered its judgment on the merits of a case initiated by Ukraine against the Russian Federation in 2017. Ukraine alleged numerous violations by Russia of two treaties: the 1999 International Convention for the Suppression of the Financing of Terrorism and the 1965 International Convention on the Elimination of All Forms of Racial Discrimination. This blog post provides a brief overview of the decision and argues that the Court sidestepped the task of reconstructing what has happened in reality via judicial fact-finding. This approach comes at the expense of several legal errors. The harsh realities of the conflict and, most importantly, the human suffering on the territories of Ukraine occupied by Russia seem far removed from the grandeur of the Peace Palace.

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12 February 2024

Warum der Konflikt um das EU-Lieferkettengesetz eines haftungsrechtlichen Mittelwegs bedarf

Die Abstimmung im Rat der Europäischen Union um ein EU-Lieferkettengesetz ist auf ungewisse Zeit aufgeschoben. Nach Deutschlands Enthaltung kamen wie erwartet auch andere Staaten ins Zweifeln. Auslöser für die plötzliche – und für viele Mitgliedstaaten überraschende – Kehrtwende der Bundesrepublik ist eine Blockade durch die FDP. Die Minister Buschmann und Lindner fürchteten, „dass Unternehmen für Pflichtverletzungen in der Lieferkette in erheblicher Weise zivilrechtlich haften würden.“  Die sich unter anderem am Thema Haftung entzündende Kontroverse – so die These dieses Textes – ist jedoch auflösbar.

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10 February 2024

Legitimizing Authoritarian Transformation

In the early 1990s, the Constitutional Court of Russia (RCC) was viewed as an important institution for protecting human rights and facilitating the democratic transition. However, the good intentions of the constitutional drafters were insufficient to overcome the country’s totalitarian legacy and practices. An examination of the RCC’s evolution over three decades reveals two significant trends: Firstly, the RCC transformed into a machine for legitimizing laws designed to dismantle political competition, civil society, and civil liberties. Secondly, this dynamic did not prevent the RCC from losing its independence and political weight after the constitutional amendments of 2020. In this blog post, I will provide a brief overview of the RCC’s most controversial decisions over the past 30 years, along with the measures taken to destroy independent constitutional review in Russia.

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04 January 2024

Ein Grundrecht auf Verteidigung?

Als Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) zum Ende des Jahres 2023 forderte, die Bundeswehr müsse „kriegstüchtig“ werden, sorgte er damit auch bei manchen seiner Parteigenossen für Irritationen. Doch der mangelhafte Zustand der Bundeswehr ist nicht bloß ein Politikum: Er genügt auch nicht den Anforderungen des Grundgesetzes an funktionsfähige Streitkräfte. Gute Gründe sprechen dafür, dass die Bürgerinnen und Bürger von ihrem Staat ein Mindestmaß an Verteidigungsfähigkeit sogar verfassungsrechtlich beanspruchen können.

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22 December 2023

Sri Lanka’s Economic Crisis Before the Supreme Court

On 14th November 2023, the Supreme Court of Sri Lanka issued a landmark decision holding several high-ranking executive officials responsible for the economic crisis of 2021-2022. This was widely regarded as the worst economic crisis the country had experienced post-independence; it manifested itself in a rapid depreciation of the currency, dramatic shortages of fuel which saw vehicles in mile-long queues at fueling stations, and rolling electricity cuts throughout the island. In mid-2022, two petitions were filed in the Supreme Court alleging that several officials named as respondents were responsible for this economic crisis. In this blogpost, I argue that the court’s decision has significant implications for the scope of the fundamental rights jurisdiction, and for the court’s potential role in future controversies.

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30 November 2023

Rechtsbruch im Klimaschutz

Heute hat der 11. Senat des OVG Berlin-Brandenburg die Bundesregierung dazu verurteilt, ein Sofortprogramm für den Klimaschutz gem. § 8 Abs. 2 S. 1, S. 2 i.V.m. § 8 Abs. 1 Bundes-Klimaschutzgesetz (KSG) zu erlassen. Wieder braucht es ein Gericht, damit gesetzlich vorgeschriebene Klimaschutzmaßnahmen auch ergriffen werden. Und dies, obwohl eine Klage auf Erlass des Programms im Gesetz eigentlich gar nicht vorgesehen ist. Das Urteil schafft damit einen ebenso wichtigen wie überfälligen justiziablen Mechanismus für eine effektive Nachsteuerung bei Zielverfehlungen im Klimaschutz. Auch wenn im Lichte der anstehenden KSG-Novelle unklar ist, ob das Urteil tatsächliche Wirkungen entfalten wird, setzt es ein wichtiges Signal für mehr Rechtsdurchsetzung im Klimaschutzrecht.

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08 November 2023

Staatenlos ab Geburt

Die Ampel-Koalition packt derzeit die Modernisierung (und Liberalisierung) des Staatsangehörigkeitsgesetzes (StAG) an. Obwohl der Kabinettsentwurf aus August 2023, trotz gewisser Kritikwürdigkeit, viele richtige Neuerungen vorsieht, übersieht der Entwurf einen entscheidenden Punkt: Staatenlosigkeit. Staatenlose Menschen befinden sich – trotz Bemühungen, die negativen Folgen von Staatenlosigkeit zu vermindern – in einer prekären Situation. Sie müssen mit einem ständigen Gefühl der Unsicherheit leben, dürfen nicht wählen und sind in ihrer Reisefreiheit drastisch eingeschränkt.

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06 December 2022

Transparenz? Ja, aber bitte nicht für alle

Mit Urteil vom 22. November 2022 hat der Europäische Gerichtshof entschieden, dass Informationen über wirtschaftlich Berechtigte von Unternehmen nicht über ein öffentliches Transparenzregister zur Verfügung gestellt werden dürfen. Die Zivilgesellschaft erhält über Journalisten und NGOs aber weiterhin umfassenden Zugriff auf diese Informationen, die essenziell sind, um wirtschaftliche Strukturen im Rahmen von Recherchen nachvollziehen und prüfen zu können. Befürchtungen dieser Gruppen, von den Informationen abgeschnitten zu werden, sind daher unbegründet.

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02 August 2022

Inkonsequenz made in Luxemburg

In diesem Dezember jährt sich die Gründung des Europäischen Gerichtshofes zum 70. Mal. Der EuGH zelebriert diesen runden Geburtstag bereits mit dem Hashtag #CJEUin70days auf dem sozialen Netzwerk Twitter. Nicht nur diese Kampagne, sondern auch die Öffentlichkeitsarbeit des EuGHs über soziale Medien insgesamt scheint dabei nicht im Einklang zu stehen mit der eigenen Rechtsprechung des Gerichtshofs.

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21 July 2022

Dieser Blogbeitrag ist nicht von der Pressefreiheit geschützt

Digitale Angebote haben längst den Medienmarkt erobert. Wenn man dem Verwaltungsgericht Berlin folgt, bewegen sich Online-Medien jedoch möglicherweise im grundrechtlichen Niemandsland, zumindest was die Medienfreiheiten und die sich daraus ergebenden Auskunftsansprüche gegenüber Behörden betrifft. Denn die Pressefreiheit setze die „Publikation eines Druckerzeugnisses“ voraus und die Frage, ob journalistisch-redaktionell gestaltete Telemedien von der Rundfunkfreiheit geschützt sind, könne im Eilverfahren nicht geklärt werden. Wenn die Entscheidung Bestand hat, hätte sie weitreichende Konsequenzen für den Journalismus in einer sich wandelnden Medienlandschaft.

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17 July 2022
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Sexualisierte und reproduktive Gewalt als Völkerrechtsverbrechen

Heute vor 24 Jahren wurde das Römische Statut des Internationalen Strafgerichthofs (IStGH) verabschiedet. Aus diesem Anlass wird am 17. Juli der „Day of International Criminal Justice“ begangen. Das Völkerstrafgesetzbuch wird von vielen als mustergültige Umsetzung des Völkerstrafrechts auf nationalstaatlicher Ebene angesehen. Doch dürfen dieser Befund und einige inzwischen erfolgreich abgeschlossene Verfahren nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Völkerstrafgesetzbuch in einem zentralen Bereich Schutzlücken aufweist, nämlich bei den Straftaten gegen die sexuelle und reproduktive Selbstbestimmung.

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03 March 2022

Kann Straßburg den Krieg zähmen?

Nur wenige Tage nach seinem Beginn hat der russische Angriff auf die Ukraine gleich mehrere internationale Gerichte erreicht. Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) hat bereits gehandelt. Auf einen Antrag der Ukraine hat er am 1. März 2022 vorläufige Maßnahmen seiner Verfahrensordnung ergriffen. Die Entscheidung des EGMR vom 1. März 2022 ist bemerkenswert und ernüchternd zugleich.

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19 November 2021

Nah am Wortlaut, weit in den Folgen

Das Bundesverwaltungsgericht hat die Ausübung des gemeindlichen Vorkaufsrechts in sozialen Erhaltungsgebieten mit seinem Urteil vom 09.11.2021 (Az.: BVerwG 4 C 1.20) für einen Großteil der Anwendungsfälle für rechtswidrig erkannt und die vorinstanzlichen Entscheidungen des Verwaltungsgerichts Berlin und des Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg aufgehoben. Die Auswirkungen des Urteils, dessen vollständige Begründung aktuell noch nicht vorliegt, sind weitreichend und grundlegend.

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14 October 2021

Historische Zäsur für den Rechtsstaat

Die zweitägige mündliche Verhandlung zu den Klagen von Ungarn und Polen gegen den sog. „Rechtsstaatsmechanismus“ war eine Zäsur für den europäischen Rechtsstaat und die Geschichte Europas: Die gesamte Verhandlung stand im Schatten des jüngsten „Urteils“ des „polnischen Verfassungsgerichts“, das sich weigert, Entscheidungen des Europäischen Gerichtshofs umzusetzen. Noch nie hat Polen die Geltung der Grundsätze der Rechtsstaatlichkeit mit solcher Vehemenz und solchem Eigensinn bestritten, wie es im Verlauf dieser Verhandlung sichtbar wurde. Man konnte der Europäischen Union bei ihrem Zerriss zuschauen.

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21 July 2021

Das letzte Wort ist ein entflogener Spatz

Etwas mehr als ein Jahr ist es her seit das Bundesverfassungsgericht die Rechtfertigung des Europäischen Gerichtshofs für das Ankaufsprogramm der Europäische Zentralbank für Staatsanleihen als "nicht mehr nachvollziehbar und daher objektiv willkürlich" verworfen hat. Ob das EZB-Urteil letztendlich richtig oder falsch war, ist dabei eine müßige Frage. Es werden wahrscheinlich beide Seiten an ihrer Sichtweise festhalten. Deshalb ist interessanter, wie sich dieser Widerspruch rechtlich auflösen lässt. Drei Wege sind dafür denkbar.

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19 July 2021
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Die Stunde des Gesetzgebers

Im vergangenen Jahr aber hat der Zweite Senat des Bundesverfassungsgerichts mit dem PSPP-Urteil eine Dynamik in Gang gesetzt, die das Kraftfeld zwischen nationaler und supranationaler Verfassungsgerichtsbarkeit zur Entladung zu bringen und damit die gesamte Europäische Union irreparabel zu beschädigen droht. Tatsächlich legen dieser und weitere Konflikte gravierende Mängel in der Architektur des Verfassungsgerichtsverbunds offen – und zwar auf allen Seiten. Für die Bundesregierung liegt darin eine unerwartete Chance.

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