Marco Mauer
The European Court of Justice has once again ruled on national data retention laws. In La Quadrature du Net II, the full court allowed the indiscriminate retention of IP addresses for the purpose of fighting copyright infringement. It seems that the Court is slowly but surely abandoning its role as guardian of the right to privacy, as it now allows member states to collect vast amounts of data on their citizens in order to solve even the most minor of crimes.
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Berkan Kaya
Die Urteile des Oberverwaltungsgerichts Münster vom 13. Mai sind ein Meilenstein in der aktuellen Debatte über den Umgang mit der AfD und wurden häufig als Vorbedingung für ein Parteiverbotsverfahren gesehen. Über die antirassistische Seite der Debatte liest man allerdings wenig. Zum Schutz von Personen, die von Rassismus betroffen sind, scheint ein Verbotsverfahren bei entsprechender Beweislage damit mehr als geboten.
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Carl Seemann
Die Politik einer autoritären Landesregierung wird nicht an den Grenzen des von ihr regierten Bundeslandes haltmachen. Dafür ist das föderale Gefüge der Bundesrepublik viel zu sehr auf Kooperation und Koordination ausgelegt. Wie für einzelne Bürger*innen stellt sich auch für die Bundesländer die Frage, wie sie auf autoritäre Regierungen jenseits der eigenen Landesgrenzen reagieren können.
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Juliette McIntyre
After four applications for provisional measures, three sets of formal orders and two rounds of oral hearings, on Friday night, the International Court of Justice in South Africa v. Israel delivered a long-awaited Order. It is, to be frank, most unsatisfactory. While the Court is known for its “Solomonic” decisions, which try to give each party a little of what they asked for at times to no one’s satisfaction, this is not a maritime boundary delimitation where equidistance can be imposed in pursuit of impartiality.
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Armin Steinbach
Das BVerfG bleibt seiner restriktiven Rechtsprechung zum politischen Beamten treu. Die Kritik an dem Beschluss schießt aus allen Rohren – aber mit Platzpatronen. Die Entscheidung geht den überfälligen Schritt, einer Politik durch Köpfe im gesetzesvollziehenden Teil der Exekutive die Grenzen aufzuzeigen. Amtscourage, nicht politische Konformität, ist das Leitbild des Personals der Republik.
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Andreas Nitschke
In den nächsten Wochen stehen in diversen Bundesländern Kommunalwahlen an, im September in Brandenburg, Sachsen und Thüringen Landtagswahlen. Welche Reaktionsmöglichkeiten oder gar -pflichten bestehen für die Beamtenschaft, falls Funktionäre einer autoritär-populistischen Partei in höchste Verwaltungspositionen gelangen und in der Folgezeit im Dienst juristisch bedenkliche Anordnungen erteilen sollten? Wie die Beamtengesetze zeigen, können Beamt:innen in solchen Konstellationen in rechtliche und emotionale Unsicherheits- und Konfliktsituationen geraten, die nicht unterschätzt werden sollten.
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Aron Bosman
On 16 May, four Dutch parties presented a new governing agreement (Agreement). The four parties PVV, VVD, NSC, and BBB will form one of the most right-wing governments in Dutch history. They vow to impose the strictest migration policy to date. The proposed migration measures under the Agreement endanger the fundamental rights of migrants and people applying for international protection. The plan also put the Netherlands on a collision course with the EU as many of the measures are contrary to the provisions in the EU Migration Pact, which was adopted last week.
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Janine Prantl
The KlimaSeniorinnen judgment of the European Court of Human Rights (ECtHR) has been the subject of intense debate for several weeks. One focus was on the question of standing, i.e., who can bring a lawsuit connected to climate change and human rights before the ECtHR. However, less attention has been paid to the question of the impact of the judgment on currently pending climate change cases before the ECtHR. This blog post sheds light on “climate change case number four”, a case against Austria primarily challenging the shortcomings of the Austrian Climate Protection Act.
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Tomasz Tadeusz Koncewicz
When I think about the challenge of rebuilding the rule of law in Poland after years filled with unimaginably lawless legal and factual acts and hateful words tearing the Polish Constitution to shreds and offering adequate recipes, the starting point is framing the discussion. A correct description of the starting point determines the route and provides the background against which one can evaluate more detailed legislative choices made along the way. The route must be determined by “fidelity to the Constitution”. Finally, our avowed destination must be framed in clear terms as restoring the meaning and respect to the basic elements of the Polish legal order. I argue that the latter must become the new narrative of lawyers, politicians and citizens alike if we are to succeed.
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Agostina Pirrello
On May 7th 2024 Italy updated its list of safe countries of origin (SCO) for the second time after the introduction of the notion in the national legal system in 2019. Notably, the latest update retained the most contentious addition to the list from last year, Nigeria. Until then, only Cyprus considered Nigeria as generally safe. The legal issues underlying this designation illustrate how country of origin information (COI), largely provided to Member States by the European Union Agency for Asylum (EUAA), is (mis)used to produce policy-based evidence rather than evidence-based policies.
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Christoph Möllers
In einer Gesellschaft, die sich über alles Mögliche mit zunehmender Aggressivität streitet, scheint das Grundgesetz, dessen 75. Geburtstag jetzt allenthalben begangen wird, eine Art letzter Fixpunkt des Konsenses zu sein. Man hält sich an ihm fest und ist dafür dankbar. Dies ist auch deswegen erstaunlich, weil dieses Grundgesetz ja nicht sonderlich weit entfernt vom politischen Streit operiert. Es ist kein viel geliebtes Kulturgut wie die Bilder Caspar David Friedrichs oder die deutsche Nationalmannschaft in ihren besseren Zeiten, sondern das Medium in dem und um das gestritten wird. Tatsächlich gibt es viele Indizien dafür, dass es mit dem Konsens um das Grundgesetz nicht weit her ist.
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Verena Kahl, Franziska Bachmann
Dr. Elisabeth Selbert, who took her A levels in self-study and completed her law degree in six semesters, did her doctorate – ahead of her time – on the principle of irretrievable breakdown of marriage. As a member of the Parliamentary Council, she was one of the four ‘mothers’ of the German Constitution. The inclusion of ‘Men and women shall have equal rights’ in Art. 3 (2) of the Basic Law (‘Grundgesetz’) is her merit. On the occasion of the 75th anniversary of the ‘Grundgesetz’, this contribution aims to portray her life, achievements and impact in a short profile.
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Noah Zimmermann
Auch in Deutschland nehmen Studierendenproteste gegen den Gaza-Krieg zu. Wie in den Vereinigten Staaten errichten Studierende dabei häufig Protestcamps, um auf ihr Anliegen aufmerksam zu machen. In einigen Städten wurden entsprechende Protestcamps rasch geräumt, in anderen Städten reagierten die Behörden dagegen zunächst mit Auflagen. Während Proteste, die den Hochschulbetrieb schwerwiegend stören, beschränkt und notfalls auch verboten bzw. aufgelöst werden dürfen, sind Proteste unterhalb dieser Schwelle in den meisten Fällen grundsätzlich vom Versammlungsrecht gedeckt. Ob dabei aber Protestcamps eingerichtet werden dürfen, ist eine Einzelfallfrage. Hingegen sind die Hochschulen in der Regel nicht befugt, eigenmächtig gegen als Versammlung zu qualifizierende Protestformen vorzugehen.
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Léonie de Jonge
Die Alternative für Deutschland (AfD) ist nicht die einzige Rechtsaußen-Partei, die vor einem möglichen Wahlerfolg steht. In vielen europäischen Ländern erleben Parteien die sich vehement gegen Einwanderung, die vermeintliche „Elite“ und die Europäische Union (EU) wenden einen Popularitätsschub. Meinungsumfragen deuten darauf hin, dass sie bei den kommenden Europawahlen im Juni 2024 bis zu einem Viertel der Sitze gewinnen könnten. Bei näherer Betrachtung wird jedoch deutlich, dass es trotz ihrer augenscheinlichen Kameradschaft und gemeinsamen Ideologie bemerkenswerte Unterschiede zwischen diesen Kräften in den 27 EU-Mitgliedstaaten gibt.
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Tristan Wißgott
Die Frage, wie ein demokratisches Personalverfassungsrecht aussehen sollte, wird selten gestellt. Die Leerstelle betraf bislang auch und gerade die Institution des sogenannten politischen Beamten, die nach § 54 Abs. 1 BBG, § 30 Abs. 1 BeamtStG jederzeit in den einstweiligen Ruhestand versetzt werden können. Mit einem jetzt veröffentlichten Beschluss vom 9. April 2024 hat der Zweite Senat des Bundesverfassungsgerichts diese Lücke geschlossen. Mit wenig plausiblen Gründen opfert das Gericht eine für das Personalverfassungsrecht des Grundgesetzes wesentliche Institution auf dem Altar seiner Entpolitisierungsbestrebungen.
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Benjamin Rusteberg
Die Polizeifestigkeit der Versammlung gehörte bislang zu den Grundpfeilern des deutschen Versammlungsrechts. Danach muss die zuständige Behörde eine Versammlung zunächst auflösen, bevor sie weitergehende Maßnahmen ergreifen darf. Diese schlichte Schrittfolge bereitet den handelnden Behörden in der Praxis dennoch oftmals erstaunliche Schwierigkeiten. Dieses Problem steht auch im Zentrum der Entscheidung des BVerwG vom 27. März 2024.
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Urs Saxer, Roman Kollenberg
Der US-Kongress hat ein Verbot von TikTok beschlossen, dies im Rahmen von zwei Gesetzen, welche sich – aus Gründen der nationalen Sicherheit und des Datenschutzes – gegen von feindlichen ausländischen Staaten (Foreign Adversary Countries) beherrschten Unternehmungen richten. Damit soll es in den USA nunmehr zwei Standards bei Plattformregulierungen geben: Sehr liberale als Normalfall, und strenge in Zusammenhang mit sog. Foreign Adversary Countries.
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Stefanie Bock
Am 20.5.2024 hat der Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofs bekannt gegeben, dass er in der „Situation Palästina“ mehrere Haftbefehle gegen ranghohe politische und militärische Führungspersonen beantragt hat. Dass der Ankläger zeitgleich gegen Mitglieder der Hamas und der israelischen Regierung vorgeht, bedeutet nicht, dass er eine Terrorgruppe mit einer demokratisch legitimierten Regierung gleichsetzt. Er bringt vielmehr zum Ausdruck, dass das Völkerstrafrecht für alle Konfliktparteien gilt und bemüht sich um einen ausgewogenen und (soweit in diesem Konflikt überhaupt möglich) neutralen, zumindest entpolitisierten Ansatz. Damit wird der Grundstein für eine gleichmäßige Anwendung des Völkerstrafrechts gelegt.
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Mathias Hong
Immanuel Kant, born on April 22, 1724, would have celebrated his 300th birthday this year. And the German Constitution, the Basic Law (Grundgesetz) turns 75 years old in a few weeks. What do these two mean to each other? What does Kant's philosophy have to do with the Basic Law?
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Milad Schubart
Das Bundesverwaltungsgericht hat mit seiner bisherigen Rechtsprechung zur Sperrwirkung des Versammlungsrechts gebrochen und leitet diese nunmehr ausschließlich aus Art. 8 Abs. 1 GG her. Demnach kann etwa gegen unfriedliche Versammlungen ohne förmliche Auflösung auf Grundlage des allgemeinen Polizeirechts vorgegangen werden. Die Begründung des Gerichts ist kaum tragfähig. Auch rechtspraktisch weist die Entscheidung erhebliche Schwächen auf. Ihre Auswirkungen betreffen längst nicht nur unfriedliche Versammlungen.
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Lisa Wiese, Charlotte Langer
The Israeli army has developed an artificial intelligence-based system called “Lavender”. This approach promises faster and more accurate targeting; however, human rights organizations such as Human Rights Watch (HRW) and the International Committee of the Red Cross (ICRC) have warned of deficits in responsibility for violations of International Humanitarian Law (IHL). In the following, we will examine these concerns and show how responsibility for violations of IHL remains attributable to a state that uses automated or semi-automated systems in warfare.
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Kris van der Pas
Earlier this year three Dutch NGOs sued the Netherlands for approving and carrying out the EU-Turkey deal. They argue that the Dutch government should be held responsible for the dire conditions under which asylum seekers have been held under on Greek islands since the deal has been concluded, which have repeatedly been found to violate human rights. In this blog, I sketch the context of litigation surrounding the EU-Turkey deal which has driven the NGOs to sue in the Dutch national legal system and explain the promise and pitfalls of the rise of strategic litigation in the sphere of migration and asylum law.
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Kai Ambos, Cengiz Barskanmaz, Günter Frankenberg, Matthias Goldmann, Anna Katharina Mangold, Nora Markard, Ralf Michaels, Jerzy Montag, Tim Wihl
Der Berliner Senat lässt sich nicht beirren vom Scheitern der Antisemitismusklausel des Berliner Kultursenators Chialo für die Förderung von Kunst. Nun erwägt er, sein Zuwendungsrecht insgesamt so zu ändern, dass die Vergabe von Zuwendungen an bestimmte Auflagen und Auswahlkriterien geknüpft wird. Das Ziel, mit staatlichen Geldern nicht Antisemitismus zu fördern, ist wichtig und begrüßenswert. Eine Regelung im Rahmen des Zuwendungsrechts stößt freilich auf verfassungsrechtliche Bedenken, die die uns bekannten bisherigen Stellungnahmen nur unzureichend berücksichtigen.
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Verena Kahl, José Daniel Rodríguez-Orúe
In Community of La Oroya v. Peru the IACtHR for the first time found a violation of the autonomous right to a healthy environment in a non-indigenous context related to the long-lasting environmental contamination of a community by toxic substances. La Oroya lays foundational principles that will likely shape the content and direction of environmental and climate change litigation and jurisprudence in the Americas. This historic judgment provides a robust basis for anticipating how the Court will handle the specification of environmental rights within the climate emergency and how it may accordingly inform States’ human rights obligations.
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Thalia Viveros-Uehara
In La Oroya v. Peru, the Inter-American Court of Human Rights declared Peru responsible for violating several rights, including the right to a healthy environment, due to the environmental degradation and health crises in La Oroya—one of the world’s most polluted cities. Regarding the right to a healthy environment, the Court addresses for the first time pollution in air, water, and soil—marking a departure from previous cases that primarily focused on communal property rights and deforestation—and even goes as far as to refer to the right to a healthy environment as jus cogens. Such innovations would have not been possible without the ever-expanding horizon of Inter-American case law and approaches.
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Catherine Higham, Isabela Keuschnigg, Tiffanie Chan, Joana Setzer
On 9 April the European Court of Human Rights issued its first ever comprehensive decision in a climate litigation case. The ECtHR has set out clear directions for member states to follow to align their climate policies with human rights obligations. Domestic legislators across Europe must give these requirements serious consideration to ensure their climate laws not only meet these minimum standards but also effectively contribute to global climate goals. This is imperative for both environmental sustainability and the protection of fundamental human rights that climate change is affecting.
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Bettina Heiderhoff
Wie man mit Minderjährigenehen umgehen soll, sorgt seit Jahren für Diskussionen. Seit 2017 sind sie in Deutschland unwirksam, wenn einer der Ehegatten zum Zeitpunkt der Eheschließung unter 16 Jahre alt war. Das soll die Ächtung von Minderjährigenehen zum Ausdruck bringen, führt aber zu erheblichen Problemen für die betroffenen Minderjährigen. Denn ihnen wird auf diese Weise der Schutz des Eherechts vorenthalten. Auch der aktuelle Gesetzentwurf hilft ihnen kaum.
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Zuzana Vikarská, Sarah Ouředníčková
In a recent decision in the case of N.G. (Pl. ÚS 52/23), the Czech Constitutional Court (CCC) addressed the pressing issue of trans persons’ rights, more specifically the requirements for legal gender reassignment, involving (often involuntary) sterilisation and castration. When compared to the earlier decision in T.H. (Pl. ÚS 2/20), the new ruling represents a major shift. In fact, the CCC changed its legal position by 180 degrees, giving preference to protecting individual rights over deferring to the legislator’s choices.
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