28 January 2016
“Obergrenzen” in Österreich und der Wandel des Flüchtlingsrechts
Die österreichische Regierung sorgt aufgrund der geplanten „Obergrenze“ dieser Tage europaweit für Diskussionen. Noch ist nicht ganz klar, wie diese genau aussehen und exekutiert werden soll. Allerdings werden ihre Angaben immer konkreter und erlauben folglich eine vorläufige rechtliche und politische Bestandsaufnahme. Continue reading >>
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“2004 EU Accession” as a Founding Moment? Of lost opportunities, alienating constitutionalism and vigilant courts
Much as the liberal elites in Poland are appalled by the ruthlessness of the attack on the Constitutional Court and the Polish rule of law, they are the ones to be blamed for the civic passivity that continues to define post-transition societies in general. The truly reformative potential of 1989, and then 2004, was lost when elites neglected the importance of connecting with the “real” people beyond the magic of the big-bang moments of 1989 and 2004. This "alienating constitutionalism" is one of the dark sides of 2004 Founding Moment, one that nobody really saw coming at the time of the EU Accession. Should the citizenry start embracing and defending the Court as "my own", the truly powerful legacy of the 2004 Founding Moment would be discovered. Continue reading >>
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27 January 2016
Awakenings: the “Identity Control” decision by the German Constitutional Court
The GCC has applied, for the first time, its “identity control” to a case fully covered by EU Law. In the end, it quashes the decision of the instance court but it states that EU and German law are perfectly in line with the solution it comes to. What is all the fuss about? Why has the GCC made an “identity control” when the Framework Decision solves the case anyway in the same terms? It seems as if the GCC is sending a message to Luxembourg. It is a harmless judgment on the facts, but a very important one on the symbolic side. Continue reading >>Deutschland und die Flüchtlinge: zwischen Scylla und Charybdis
An die Stelle des Zuständigkeitssystems nach Dublin ist das Prinzip der freien Wahl des Asylstaates getreten. Das ist ein Pull-Faktor ersten Ranges. Kann sich Deutschland nun auf eine Art Notstand berufen und die Vorgaben des EU-Rechts abschütteln nach dem Motto: Wenn die anderen Staaten Dublin nicht beachten, dann dürfen wir uns auch davon lösen und Flüchtlinge an der Grenze zurückweisen? Es ist nicht auszuschließen, dass sich die Bundesregierung eines Tages dazu gezwungen sehen wird. Dass eine solche Maßnahme bislang nicht getroffen geworden ist, stellt aber keinen Rechtsbruch dar. Continue reading >>26 January 2016
David Cameron’s EU reform claims: If not ‘ever closer union’, what?
UK Prime Minister David Cameron claims that the reforms he seeks for Britain will be good for the European Union as a whole. That proposition deserves examination. Here we focus on only one, but the most totemic of his demands – namely that the UK wins a ‘formal, legally-binding and irreversible’ exemption from the EU’s historic mission of ‘ever closer union of the peoples of Europe’. Jobs and immigration might stir the masses in the referendum campaign, but it is the issue of ‘ever closer union’ that divides most sharply the sovereignists from the federalists and could, if mishandled, do severe collateral damage to the rest of the EU. Continue reading >>
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25 January 2016
The Commission vs Poland: The Sovereign State Is Winning 1-0
Studying Soviet legal theory is probably one of the most tedious activities imaginable, but it can teach us a great deal, sadly, about the contemporary reality in some of the Member States of the EU: a reality captured by Uładzisłaŭ Belavusaŭ’s catchy phrase ‘Belarusization’ of the EU with enviable precision. Not a single person familiar with the basics of the principle of the Rule of Law could possibly be in doubt that what is going on in Poland now is a partly Soviet-style dismantlement of the Western values of democracy and the Rule of Law. By having started its famed Pre-Article 7 Procedure against Poland the Commission made four drastic mistakes and did not move any closer to stopping Polish backsliding. Continue reading >>
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Zum Dilemma des Verfassungsgerichtszugangs kleiner Oppositionsparteien: Was sagen eigentlich die Zahlen?
Die Fraktion DIE LINKE im Deutschen Bundestag hat vor dem Bundesverfassungsgericht argumentiert, eine wirkungsvolle parlamentarische Opposition gegen die gegenwärtige Vierfünftelmehrheits-Koalition könne es nicht geben, weil ihr der Zugang zum Verfassungsgericht mittels der abstrakten Normenkontrolle verwehrt bleibt. Mag dieses Argument zwar öffentlichkeitswirksam und normativ diskussionswürdig sein, empirisch haltbar ist es jedenfalls nicht. Wer genauer hinschaut, sieht: eine wirkungsvolle Opposition aus dem Bundestag, die sich rein durch eine Antragsberechtigung für die abstrakte Normenkontrolle konstituiert, gibt es nicht. Continue reading >>24 January 2016
A New Page in Protecting European Constitutional Values: How to best use the new EU Rule of Law Framework vis-a-vis Poland
The application of the EU Commission's Rule of Law Framework in the current Polish case is a step in the right direction. It seems a good instance to develop the Framework as an EU mechanism to protect European constitutional values in a European legal space which is rife with constitutional crises, but short of instruments to address them. Its pertinence appears even more clearly in comparison to the Council's (in)activity under its own rule-of-law mechanism, hastily put forward after the Commission’s Framework. The activation of the Framework has shown its potential to mobilize European public opinion and orient public discourses to the current condition of EU values. Continue reading >>22 January 2016
Der Rechtsstaat und die deutsche Staatsgrenze
Die Sicherung der Staatsgrenze dient im politischen Diskurs als Symbol für die Ausrichtung der Flüchtlingspolitik. Diese symbolische Bedeutung der Staatsgrenze verträgt sich nur schwer mit dem Umstand, dass diese heute von einer ganzen Reihe an Detailvorschriften erfasst wird. Grenzkontrollen sind längst keine Arkansphäre einer souveränen Exekutivgewalt mehr. Der Schengener Grenzkodex und die Dublin-III-Verordnung sind so komplex, dass man auch bei der wiederholten Lektüre immer etwas Neues findet. Dies ist mühsam, auf der Suche nach juristischen Antworten aber unumgänglich. Dies gilt auch für die Frage, ob Asylbewerber an der Grenze abgewiesen werden können. Hier ergibt die Erkundung des Rechtsmaterials manche Überraschung, die in der bisherigen Debatte zu kurz kommt. Continue reading >>21 January 2016
Keine Asylanerkennung für Flüchtlinge aus türkischen Lagern?
In der Flüchtlingsdebatte mehren sich Initiativen, die europäisch und international nach Lösungen suchen. Dabei steht die Idee im Zentrum, Kooperationen mit Nachbarstaaten Europas, allen voran mit der Türkei voranzutreiben. Perspektivisch sollen der Türkei bestimmte Quanten an Schutzbedürftigen (Kontingente) abgenommen werden, um so im Idealfall eine reguläre, aber nach oben begrenzte Fluchtmigration nach Europa zu realisieren. Voraussetzung für die Kontingentaufnahmen soll sein, dass die Zugänge nach Europa tatsächlich begrenzt werden, notfalls dadurch, dass jenseits der vereinbarten Quanten nach Europa durchgedrungene Asylsuchende von der Türkei zurückgenommen werden. So etwas ist weder nach der Genfer Konvention noch nach dem Europäischen Asylrecht schlechthin ausgeschlossen, allerdings ist es voraussetzungsreich, und diese Zulässigkeitshürden werden in der Debatte unterschlagen. Continue reading >>
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Politik, Recht und die Rule of Law irgendwo dazwischen: zur Rechtsstaatlichkeitsdebatte zwischen EU und Polen
Die polnische Regierungschefin Beata Szydło hat am Dienstag in ihrer Rede vor dem Europaparlament ein wenig Erstaunen über die europäische Aufgeregtheit um jüngste Reformen der Verfassungsgerichtsbarkeit und des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Polen durchblicken lassen. Trotz mehrmaliger Betonung der polnischen Souveränität musste aber auch sie einsehen: Brüssel hat die rechtliche Kompetenz, sich in bestimmten Grundwertefragen politisch auch auf nationaler Ebene einzubringen. Das Pech der polnischen Regierung – und gleichzeitige Glück des polnischen Volkes – ist der augenscheinliche Beschluss der Kommission, einem vormals politischen Totschlagargument nun endlich konkrete, normativ verwendbare Schärfe zukommen zu lassen. Continue reading >>19 January 2016
Karlsruher Ruderkünste: zur erneuten OMT-Verhandlung vor dem Bundesverfassungsgericht
Das OMT-Verfahren vor dem BVerfG geht am 16. Februar 2016 mit der Fortsetzung der mündlichen Verhandlung in die nächste Runde. Die in Juristenkreisen viel gescholtene ökonomische Analyse könnte dem BVerfG dabei wertvolle Dienste leisten. Denn die Situation, in die sich der Zweite Senat des BVerfG mit seiner OMT-Vorlage an den EuGH manövriert hat, wird man nur als Leckerbissen für Spieltheoretiker bezeichnen können. Continue reading >>18 January 2016
Asyl und Migration – Recht und Wirklichkeit
Vernünftige und angemessene Reaktionen in Gesetzgebung und Rechtsanwendung sind, wie so häufig, auch in der Asyl- und Migrationspolitik zugleich die kompliziertesten, unbequemsten und langwierigsten, aber letztlich doch die einzig möglichen Wege, auch wenn sie die Ziele nicht immer zu vollster Zufriedenheit erreichen werden. Leider ist viel Zeit durch gut gemeinte Appelle, auch solche an die gesamteuropäische Solidarität, durch halbherzige bis völlig ungeeignete Reaktionen und teilweise durch abstruse, jenseits des rechtlich Möglichen und des tatsächlich Vollziehbaren liegende Reaktionsvorschläge vergeudet worden. Je länger dieser Zustand andauert, desto schmerzlicher für alle wird das schlussendlich unausweichliche Umsteuern. Continue reading >>16 January 2016
Dem Freistaat zum Gefallen: über Udo Di Fabios Gutachten zur staatsrechtlichen Beurteilung der Flüchtlingskrise
Unter großer medialer Aufmerksamkeit wurde in dieser Woche ein von der Bayrischen Staatskanzlei in Auftrag gegebenes Gutachten des ehemaligen Bundesverfassungsrichters Udo Di Fabio vorgestellt. Darin wird die Flüchtlingspolitik der Bundesregierung kritisiert und dem Freistaat in Aussicht gestellt, gegen das aktuelle Grenzregime in Karlsruhe erfolgreich zu klagen. Während die Presse damit die Position Bayerns gestärkt sah, bestätigt eine kritische Lektüre diesen Eindruck kaum. Der juristische Gehalt des Gutachtens ist erstaunlich dürftig. Dies gilt sowohl für die staatstheoretische Herleitung einer Pflicht des Bundes gegenüber den Ländern auf wirksame Einreisekontrollen (1.) als auch für die These, dass systemische Defizite des Schengen/Dublin-Systems zu Selbsthilfe- und Gegenmaßnahmen Deutschlands berechtigten (2.). Continue reading >>15 January 2016
Gemischte Abkommen der EU: Chance auf mehr parlamentarische Beteiligung
TTIP, CETA – Handelsabkommen der Europäischen Union werden derzeit heiß diskutiert. Nicht nur was drinsteht, sondern auch wie sie zustande kommen, ist umstritten. Eine politisch wie juristisch besonders interessante Frage ist dabei, ob der Bundestag solchen Abkommen zustimmen muss. Diese Frage stellt sich im Moment nicht bei den prominenten Beispielen TTIP und CETA, sondern bei dem sonst wenig beachteten Wirtschaftspartnerschaftsabkommen (WPA) zwischen den westafrikanischen Staaten, ihrer Wirtschafts- und Währungsunion UEMOA und der EU und ihren Mitgliedstaaten. In dieser Woche hat der Bundestag dazu in einer öffentlichen Anhörung des Rechts- und Verbraucherausschusses ein halbes Dutzend prominenter Staats- und Völkerrechtler befragt. Continue reading >>12 January 2016
Sexuelle Übergriffe im öffentlichen Raum – Rechtslage und Reformbedarf in Deutschland
Die massenhaften sexuellen Übergriffe in der Silvesternacht in Köln und Hamburg haben eine Debatte über den Schutz der sexuellen Selbstbestimmung im öffentlichen Raum angestoßen, die als solche längst überfällig war – wenn auch gewiss nicht ihre Instrumentalisierung für rassistische Politiken oder einen Sicherheitsstaat mit totalitären Zügen.[i] Allerdings fehlen in dieser Debatte nicht nur Kenntnisse über das tatsächliche Geschehen und seine Hintergründe, sondern es gibt auch große Unsicherheiten bezüglich der Rechtslage. Im Folgenden soll daher die Rechtslage zu sexueller Belästigung[ii] im öffentlichen Raum in Deutschland kurz dargestellt und möglicher Reformbedarf identifiziert werden. Continue reading >>Vom Recht der Opposition auf Oppositionsrechte
Muss die Mehrheit der Minderheit genügend Rechte geben, dass es in Deutschlands Demokratie eine effektive Opposition gibt? Darüber wird morgen vor dem Zweiten Senat des Bundesverfassungsgerichts mündlich verhandelt. Die Fraktion DIE LINKE hatte ein Organstreitverfahren angestrengt, um geklärt zu wissen, ob die derzeitigen Quoren für die Oppositionsrechte im 18. Deutschen Bundestag verfassungsmäßig sind. Continue reading >>06 January 2016
Zur integrativen Kraft des Religionsrechts: Subventionen statt Staatsleistungen?
Die hohe Zahl der nach Europa fliehenden Muslime beflügelt die Angst vor Integrationsproblemen. Wie kann ein weltanschaulich neutraler Staat verhindern, dass Religionsfreiheit von Misstrauen zersetzt und demokratisches Zusammenleben durch fundamentalistische Glaubensvorstellungen gefährdet wird? In einem kürzlich erschienenen Beitrag für die Konrad-Adenauer-Stiftung setzt Christian Waldhoff auf die integrative Kraft staatskirchenrechtlicher Kooperation und schlägt vor die Verfassung zu ändern. Anstelle historisch begründeter Staatsleistungen an die Kirchen sollten zukünftig Religionssubventionen treten, von denen auch Muslime profitieren könnten. Was ist von diesem Vorschlag zu halten? Continue reading >>01 January 2016
Polish Constitutional crisis goes to Europe – or does it?
The latest move by the Polish government in its attempt to disembowel the Constitutional Court looks, on first sight, like a conciliatory gesture: The Minister of Foreign Affairs has submitted two proposals amending the Act on the Constitutional Court to examination by the Venice Commission, the expert body on constitutional issues of the Council of Europe. Does this turn to Europe signal a change of heart in the revolutionary zeal on the part of the Polish government? Not so fast. On closer inspection, the request appears conspicuously ambiguous. The motion does not even specify in sufficient detail what text(s) the Venice Commission is to provide its opinion on. Continue reading >>29 December 2015
Brasilien: Institutionelle Eigenheiten der politischen Krise
Brasilien erweckt derzeit durch Krisennachrichten Aufmerksamkeit. Die Wirtschaftszahlen sind schlecht. Nicht enden wollende Korruptionsskandale und ein Amtsenthebungsverfahren gegen die 2014 wiedergewählte Präsidentin Dilma Rousseff halten das eben noch als „Wirtschaftsmacht der Zukunft“ gepriesene Land in Atem. Bei einem Kurzbesuch 2015 konnte ich mir nicht nur über die immer wieder erstaunliche brasilianische Vitalität einen Eindruck verschaffen, sondern auch feststellen, wie niedergeschlagen Politik und Land eingeschätzt werden. Continue reading >>
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24 December 2015
Frankreich im Ausnahmezustand: Eine Verfassungsänderung à la française
Ein verfrühtes Weihnachtsgeschenk? Am 23. Dezember 2015 legte der französische Ministerrat den Vorschlag für die Aufnahme zweier neuer Artikel in die Verfassung vor. Sorgen bereitet vor allem die Konstitutionalisierung der Notstandsbefugnisse der Exekutive, die künftig in der Verfassung geregelt sein sollen. Insbesondere die weitreichenden polizeilichen Befugnisse führen zu einer Machtverschiebung zugunsten der Exekutive und stellen ein Einfallstor für schwerwiegende Beschränkungen von Rechtsstaatlichkeit und Grundrechten dar. Durch die Konstitutionalisierung des Notstands wird die (verfassungs-)gerichtliche Überprüfbarkeit der Maßnahmen deutlich eingeschränkt. Continue reading >>23 December 2015
Chess-boxing around the Rule of Law: Polish Constitutionalism at Trial
In the conflict between the Polish government and the constitutional court, we are watching a sort of chess-boxing, a hybrid game consisting of rounds in chess and boxing, where the parties attempt to outsmart the opponent and if this doesn’t help, they simply punch. Contravention of the division of powers and disregard for the idea of limited government has repeatedly been perpetrated by the ruling party Law & Justice and “their” President Duda. It remains to be seen if the attempts made are understood by the perpetrators as a tool to facilitate party’s short-term objectives or as an ultimate goal to redesign Poland’s institutional order. Continue reading >>22 December 2015
Die EU rüstet auf: Außengrenzschutz der nächsten Generation
Als Teil eines umfassenden Legislativpakets schlägt die Europäische Kommission vor, notfalls auch ohne oder gegen den Willen des betroffenen europäischen Küstenstaates EU-Grenzschutzoperationen durchzuführen. Der erwartete Aufschrei potentiell betroffener Staaten zum Erhalt ihrer domaine reservé in Sachen souveräner Grenzsicherung ließ nicht lange auf sich warten. Der Vorschlag bringt zwar einige Neuerungen. Letztendlich vertieft die Kommissionsvision allerdings nur die hybride Grenzschutzstruktur, statt (endlich) den Weg eines konsequenten einheitlichen supranationalen Grenzschutzes einzuschlagen. Continue reading >>
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21 December 2015
Mit Kanonen auf Spatzen: zur Neuregelung der Parteienfinanzierung
Am letzten Donnerstag hat der Bundestag mit den Stimmen der großen Koalition die Neuregelung der Parteienfinanzierung beschlossen. Auf den ersten Blick füllt sie nur u.a. eine Lücke im bisherigen Recht, die es der AfD erlaubte, über einen dubiosen Goldhandel zusätzliche staatliche Mittel zu erhalten. Auf den zweiten Blick hat es die Neuregelung aber in sich: Bei Verstoß gegen die Rechenschaftspflicht droht künftig der Verlust des Parteienstatus. Das ist ein unverhältnismäßiger Eingriff in die Parteifreiheit. Continue reading >>
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“Court-packing” in Warsaw: The Plot Thickens
The wheels of Polish constitutional upheaval keep rolling relentlessly and in one direction – to the full dismantling and paralyzing the Constitutional Court and all it stands for. However, it is not just the tempo itself of the legislative process that is out of ordinary, but the ruthlessness with which the new majority carries out its plan. A new chapter in obliterating the Court was added on 15th of December, 2015 when the majority came forward with a draft of the amendments to the Law on the Constitutional Court. Continue reading >>
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L’état d’urgence in the wake of the Paris attacks and its judicial aftermath
With the shock of the Paris attacks still fresh, further images started to flood the media in their immediate aftermath: Soldiers were not only seen boarding Rafale fighter jets but also patrolling the streets in France and Belgium, police raids were and are still conducted day and night throughout France, numerous arrests were made and even more people set under house arrest. Those internal executive measures in France are based on the déclaration de l’état d’urgence (in parts already discussed here). Now that the situation slightly calmed down, but with the state of emergency still enacted, the first administrative court decisions on those measures are in, deeming the police behavior just on all points. Continue reading >>
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17 December 2015
Schengen und die versteckte Wiedereinführung der Grenzkontrollen
Verstößt es gegen Schengen, dass Busunternehmen gezwungen werden, die Pässe ihrer Kund/innen zu kontrollieren? Gut möglich, hat das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg entschieden und dem Antrag eines Busunternehmen stattgegeben, das eine derartige Verfügung erhalten hatte. Das Verfahren ist über Deutschland hinaus von Bedeutung und könnte sich auch auf die Strafbarkeit des Schleusens auswirken, wenn man das Antidiskriminierungsrecht hinzuzieht. Continue reading >>
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15 December 2015
European Defence: Myth or Reality?
After the attacks of November 13, the French President François Hollande called for Europe’s help in the fight against ISIS and islamist terror. Europe justified its inaction by arguing that the Treaties leave no choice. Especially, Article 42 would only make viable the intergovernmental procedure, i.e. bilateral agreements that every state should stipulate with France. It cannot be neglected, though, that the first six paragraphs of Article 42 draw a common strategy in the defence and foreign affairs sectors, which has to be followed with the consent of all the States. Now, this shared – even if not exclusive – competence of the EU was not triggered. Why not? Continue reading >>
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European Defence: Myth or Reality?
After the attacks of November 13, the French President François Hollande called for Europe’s help in the fight against ISIS and islamist terror. Europe justified its inaction by arguing that the Treaties leave no choice. Especially, Article 42 would only make viable the intergovernmental procedure, i.e. bilateral agreements that every state should stipulate with France. It cannot be neglected, though, that the first six paragraphs of Article 42 draw a common strategy in the defence and foreign affairs sectors, which has to be followed with the consent of all the States. Now, this shared – even if not exclusive – competence of the EU was not triggered. Why not? Continue reading >>
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11 December 2015
“We are not in a Seminar”: Some Thoughts on the Legislative’s and Executive’s Prerogative in Determining International Law
"We are not in a seminar but in parliament": With these words the German Minister of Foreign Affairs has tried to brush aside international law arguments against the deployment of German soldiers within the fight against ISIS. To put these propositions in a nutshell: France feels that it has been attacked and this is sufficient for invoking self-defense. In any case it does not matter what international law precisely says. Both of these suggestions are more than dubious. Continue reading >>
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Eine “Charta der Grundrechte für die digitale Zeit”, und warum wir sie brauchen
“Ich surfe, also bin ich.” Das ist nach der Internet-Milieu-Studie des Deutschen Instituts für Vertrauen und Sicherheit im Internet das neue Credo der sogenannten Digital Natives. Auch das Verfassungsrecht reagiert auf diese Entwicklung. Das Internet ist heute auch “Grundrechtsverwirklichungsnetz“. Entsprechend laut werden die Rufe nach neuen Katalogen digitaler Grundrechte. Jüngst hat auch der Präsident des Europäischen Parlaments Martin Schulz eine “Charta der Grundrechte für die digitale Zeit” gefordert. Macht eine solche Charta Sinn? Was kann sie leisten? Wie weit soll sie reichen? Und wer soll sie ausarbeiten? Continue reading >>
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10 December 2015
Bruised, but not dead (yet): The Polish Constitutional Court has spoken
The current attack on the Polish Constitutional Court is unprecedented in scope, cold efficiency and intensity. It aims to paralyze and incapacitate the Court. Polish democracy is faced today with a crisis that has more to do with the lack of constitutional culture rather than deficiencies of the constitutional text. Europe will have its hands full with Poland in the days to come. Unfortunately, so far it has not shown much teeth in response to the constitutional shenanigans playing out in Poland. This must change or Warsaw will become another Budapest with Europe idly watching. Continue reading >>Entpolitisierung rechter Gewalt: Zur Aussage von Beate Zschäpe im NSU-Prozess
Beate Zschäpes Aussage ist ein Paradebeispiel für die Verteidigungsstrategie rechter Angeklagter, ihre Handlungen zu entpolitisieren. Die Entpolitisierung rechter Gewalt hat zwei Seiten: Einerseits versuchen Angeklagte selbst aktiv darauf hinzuwirken, ihre Ideologie aus Strafprozessen herauszuhalten. Andererseits erkennt auch der Staat in der Regel nicht die politischen Implikationen von Gewaltdelikten. Die These, dass die Ermittlungsbehörden bei derlei Taten „versagen“, greift dabei zu kurz. Vielmehr verstehen viele staatliche Behörden rechten Terror und Gewalt nicht als Angriff auf den Staat, respektive die demokratische Gesellschaft, da sich dieser vorrangig gegen Minderheiten, Ausländer und politisch Andersdenkende richtet. Continue reading >>04 December 2015
Poland’s Constitutional Tribunal under Siege
A constitutional crisis? A coup d’état? Whatever it is Poland is going through right now, the constitutional situation is far from normal. After a fierce political brawl about the election of five new judges to the Constitutional Tribunal, that same Tribunal declared yesterday the legal basis upon which two of them were elected unconstitutional. Continue reading >>Rechtliche Stolpersteine – eine Replik
Von einem Pflaster aus rechtlichen Stolpersteinen spricht Sophia Müller in ihrem Text, der ein Schlaglicht auf die rechtlichen Grundlagen des geplanten Einsatzes der Bundeswehr über Syrien wirft. Den ein oder anderen „Stolperstein“ enthält aber auch ihr Beitrag, sodass ein paar Worte der Entgegnung an dieser Stelle angezeigt erscheinen. Continue reading >>03 December 2015
„Reformierter“ Investitionsschutz in TTIP: Zwei Schritte voran – und gegen die Wand
Die Europäische Kommission verspielt gerade ihre Chance, das umstrittene internationale Investitionsschutzrecht ernsthaft zu reformieren und am Gemeinwohl auszurichten. In ihrem nun vorgelegtem Vorschlag an die USA für ein Investitionsschutzkapitel in TTIP (Transatlantic Trade and Investment Partnership) lässt sie die wesentlichen Probleme des Investitionsschutzrechts weitgehend unberührt. Nur auf den ersten Blick bietet sie Lösungen etwa für die strukturelle Einseitigkeit des Schiedsgerichtssystems. Continue reading >>02 December 2015
Deutschlands Weg in den Kampf gegen den IS – ein Pflaster aus rechtlichen Stolpersteinen
Die Bundesregierung will Frankreich im Kampf gegen ISIS helfen. Rechtlich stützt die Bundesregierung die Mission im Kern auf drei Gründe: die UN-Sicherheitsratsresolution Nr. 2249 vom 20.11.2015, das Selbstverteidigungsrecht Frankreichs aus Art. 51 UNCh sowie die Beistandspflicht unter EU-Mitgliedern aus Art. 42 Abs. 7 EUV. Doch dieser anscheinend dreifach fundierte Weg in den Kampf gegen den Terror erweist sich als ein Pflaster aus rechtlichen Stolpersteinen. Völker-, europa- und verfassungsrechtlich ist die Rechtmäßigkeit des Vorgehens zweifelhaft. Continue reading >>01 December 2015
Why the British demands on national parliaments must be resisted
Six years ago today, the Treaty of Lisbon came into force, introducing an early warning system for national parliaments concerned with the principle of subsidiarity. UK Prime Minister David Cameron has called for more incisive rights of national parliaments to block EU legislation. The UK government, which normally preens itself on its flexibility and pragmatism, is trying to impose a one-size-fits-all approach on national parliaments, ignoring their very different mandates, powers, practices, timetables and levels of political interest and staff support. The fact is that waving subsidiarity cards is the least important EU function of national parliaments. Continue reading >>Trilogverfahren und Transparenzgebot: Wer kontrolliert den Europäischen Gesetzgeber?
Die Bilder von den nächtlichen Krisengipfeln in Brüssel, auf denen die Staats- und Regierungschefs mit den Vertretern der EU-Institutionen stundenlang hinter verschlossenen Türen mühsam um Zugeständnisse und Kompromisse ringen, sind wohl den meisten EU-Bürgern mittlerweile vertraut. Weniger bekannt dürfte vielen Bürgern sein, dass nach einem ganz ähnlichen Verfahren ca. 80 % der alltäglichen europäischen Gesetzgebung bewältigt wird. Gemeint sind hier die informellen Triloge, die heute bereits fester Bestandteil nahezu jedes europäischen Gesetzgebungsverfahrens geworden sind. Ähnlich wie die Verhandlungen zum transatlantischen Freihandelsabkommen oder die vertraulichen Beratungen innerhalb der EZB-Gremien scheint diese spezielle Form der legislativen Willensbildung in Brüssel im Hinblick auf Transparenz besonders bedenklich. Die Europäische Bürgerbeauftragte, die seit Mai diesen Jahres dazu eine Untersuchung vorantreiben will, scheint vorläufig auf Granit zu beißen. Das wirft die Frage auf, wie es generell um die Transparenzkontrolle in der europäischen Gesetzgebung bestellt ist. Continue reading >>The Unconstitutional Holiday: Bosnian Constitutional Court annuls Serb Republic Day
Can a national holiday celebrated by a federal sub-entity be in violation of constitutional principles? In a system as fragmented as Bosnia-Herzegovina, apparently it can – according to a recent judgment by the Bosnian Constitutional Court which puts its own acceptance among Bosnian Serbs at risk. The decision, as heart-wrenchingly Bosnian as it may be, raises issues that concern all multicultural societies. Continue reading >>
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30 November 2015
While in the USA money talks loud politically, in Brazil it must shut up
Brazil used to occupy global headlines with a virtuous cycle of a struggle against inequality combined with the eradication of extreme poverty and the establishment of a vast middle class. In doing so, the country personified the South American dream, namely material prosperity allied with social progress. Nonetheless, a couple of months ago, things changed dramatically. An endless economic crisis boosted by an unprecedented operation run by the Federal Police saw to it that numerous CEOs of multi-billion dollar companies were incarcerated. The common factor of these events: campaign donations. Propelled by this atmosphere, the Brazilian Supreme Court has handed down two recent decisions that impose a drastic end to a complex set of inconvenient relations maintained between the public and the private sector. Continue reading >>
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27 November 2015
Auschwitzvergleich als Beleidigung: EGMR schlägt sich auf Seite der Meinungsfreiheit
Vergleicht man den ärztlich assistierten Schwangerschaftsabbruch mit dem Holocaust, verletzt man das allgemeine Persönlichkeitsrecht des namentlich benannten, ausführenden Mediziners. Zieht man zwischen NS-Regime und Abtreibung jedoch lediglich eine Parallele, scheint dies noch von der Meinungsfreiheit umfasst zu sein. Zumindest könnte man so das gestern veröffentlichte Urteil des EGMR in der Rechtssache Annen vs. Germany verstehen. Continue reading >>A New Revolution? The Recent Governmental Crisis in Romania
As of November 2015, Romania faces its most important social, political and constitutional crisis in the last quarter-century. If the 1989 Revolution signified a break with a totalitarian communist regime, the widespread street protests of 2015, which led to the fall of the Government, gave a new message: global dissatisfaction towards the whole political class and institutions marked by serious inefficiency and corruption. The Government's resignation led to an important constitutional crisis: one year before general elections, the country needed a new Government, but there was no clear political majority in Parliament to form one. In these circumstances, the President of Romania, Klaus Iohannis, has tried a new approach, calling on social movements and appointing a non-political "techocratic" government. Time will tell if the decisions taken were right for Romanian democracy. Continue reading >>
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25 November 2015
Das TTIP-Gericht: Keimzelle oder Stolperstein für echte Multilateralisierung des internationalen Investitionsrechts?
Am 12. November 2015 hat die Kommission ihren offiziellen Verhandlungsvorschlag für die Etablierung eines permanenten Investitionsgerichts im Rahmen des Transatlantischen Handels- und Investitionsabkommen (TTIP) vorgelegt. Der Vorschlag ist couragiert und richtungsweisend und stellt einen historischen Wendepunkt im Denken um das internationale Investitionsrecht dar. Trotz seines Leitcharakters leidet der Kommissionsvorschlag jedoch als Basis für eine grundlegende und globale Reform des internationalen Investitionsrechts an konzeptionellen Schwächen. Continue reading >>
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23 November 2015
Midnight Judges: Poland’s Constitutional Tribunal Caught Between Political Fronts
Many Eastern European states have seen their once glorious constitutional courts politically delegitimized in recent years. Now, Poland might join them. Hasty attempts by the outgoing majority to fill the benches of the court with judges of their choosing, and constitutionally dubious attempts by the new majority to thwart those attempts and to tamper with constitutional procedural law, threaten to inflict fatal damage to the Polish Constitutional Tribunal and its integrity. Continue reading >>Maßnahmen gegen den Terror: Frankreich nach den Anschlägen in Paris
Anfang letzter Woche hat der französische Präsident François Hollande vor dem versammelten Parlament seine Antwort auf die Anschläge in Paris formuliert. Einerseits soll der verhängte Ausnahmezustand um drei Monate verlängert und maßgeblich verschärft werden. Das Parlament hat ein entsprechendes Gesetz bereits angenommen. Andererseits beabsichtigt Hollande die Verfassung zu ändern, um einer „neuen Art von Krieg“ gerecht werden zu können. Ziel sei es, ein „régime civil d'état de crise“ zu schaffen, welches die nationale Sicherheit garantieren könne, ohne darüber hinaus die libertés publiques unnötig einschränken zu müssen. Was hat Frankreich genau vor, und was steht verfassungsrechtlich auf dem Spiel? Continue reading >>
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21 November 2015
Terrorgefahr und Vorratsdatenspeicherung in Europa: unterschiedlichste nationale Schutzstandards mangels klarer unionsrechtlicher Grenzen
Bereits wenige Tage bevor Europa durch Terrorangriffe in Paris erschüttert wurde, haben sich in Großbritannien, Frankreich und Deutschland bemerkenswerte sicherheitsrechtliche Kurskorrekturen vollzogen. Sie betreffen insbesondere das Instrument der Vorratsdatenspeicherung und gewinnen angesichts der Debatte, welche Lehren wir aus den jüngsten Anschlägen ziehen sollten, enorm an Relevanz. Continue reading >>20 November 2015
The Conservatives’ 2015 Fiscal Charter: A Wanting Desire for Constitutional Change
The UK Conservatives’ "Charter for Budget Responsibility" has, with the aid of a number of Labour MPs, passed the House of Commons. The charter's intention is that of committing the current and future Governments into running a permanent budget surplus – a sinister attempt to bind future governments as regards fiscal policy. Its inconsistency with the opposition against the EU Fiscal Compact in 2011/12 exposes, though, how much the Conservative's desire to constitutionalize fiscal surplus policy in the UK is wanting. Continue reading >>
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The Conservatives’ 2015 Fiscal Charter: A Wanting Desire for Constitutional Change
The UK Conservatives’ "Charter for Budget Responsibility" has, with the aid of a number of Labour MPs, passed the House of Commons. The charter's intention is that of committing the current and future Governments into running a permanent budget surplus – a sinister attempt to bind future governments as regards fiscal policy. Its inconsistency with the opposition against the EU Fiscal Compact in 2011/12 exposes, though, how much the Conservative's desire to constitutionalize fiscal surplus policy in the UK is wanting. Continue reading >>
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