Silvia Steininger
A new national security strategy, as proposed by Foreign Minister Annalena Baerbock and as is the focus of this symposium, must also upend the basic features of Germany’s Ostpolitik. A Bucha Genuflection is not enough to achieve this – but it could be a good place to start. This blog post outlines the possible benchmarks, challenges, and potentials of a regional perspective in the context of the Ukraine crisis. For German foreign policy, this specifically means a change of perspective: Ostpolitik has to be more than just a policy concerning Russia.
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Silvia Steininger
Eine neue nationale Sicherheitsstrategie, wie sie Außenministerin Annalena Baerbock fordert und wie sie im Zentrum dieses Symposiums steht, muss auch die Grundzüge der deutschen Ostpolitik auf den Kopf stellen. Ein Kniefall in Butscha reicht dafür nicht aus – wäre aber ein Anfang. Dieser Beitrag skizziert die möglichen Fixpunkte, Baustellen und Potentiale einer regionalen Perspektive im Kontext der Ukrainekrise. Für die deutsche Außenpolitik bedeutet diese insbesondere einen Perspektivwechsel: Ostpolitik ist mehr als Russland-Politik.
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Uto J. Meier
Interessen können nur dann artikuliert und politisch operationalisiert werden, wenn zuvor eine klare Position über moralische Untergrenzen gefunden worden ist. Diese dürfen nicht individualethisch identifiziert werden, sondern müssen politisch definiert und institutionenrechtlich über klare (neue) Zuständigkeiten verankert werden. Gesinnungsethische Positionen sind, verfassungsgeschichtlich betrachtet, immer schon notwendige, wiewohl nicht unbedingt hinreichende Voraussetzungen von auch menschenrechtlich positivierten Wertorientierungen.
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Cindy Wittke
Viewing Ukraine as an object rather than a subject of negotiations is not an unfamiliar pattern of international security policy. It goes hand in hand with the dangerous tendency to turn Russia’s ‘Near Abroad’ ultimately into a ‘buffer zone’ even in Western political and academic discourses. This pattern has been at work in the course of the annexation of Crimea and the armed conflict in Donbas over the past eight years.
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Cindy Wittke
Der Kreml ist nicht voller Raumtheoretiker und ‚Schmittianer‘ und auch nicht voller beleidigter Geopolitiker mit einer „Russian Angst“-Neurose vor der Erweiterung der NATO. Der russische Staat unter der aktuellen Führung produziert und assimiliert Konzepte und Ideen, die seinen Zielen und seiner tatsächlichen oder angestrebten Stellung innerhalb der regionalen und globalen Ordnung entsprechen. Rechtliche und politische Konzepte in Bezug auf Raum, Souveränität, territoriale Grenzen und Staatsbürgerschaft sind dabei zentrale Themen.
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Sebastian Lutz-Bachmann
The full range of strategic aspects should be taken into account by the Federal Government in developing its „national defence strategy“. Robert Blackwill and Jennifer Harris have already described the strategic importance of economic policy and especially energy policy measures as „war by other means“. Accordingly, redefining security policy must not stop solely at the selection of new weapons systems. Rather, the German government faces the task of also realigning its energy policy with the changed strategic situation in accordance with the European energy policy.
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Sebastian Lutz-Bachmann
Wenn die Bundesregierung eine „nationale Verteidigungsstrategie“ erarbeitet, sollte sie die volle Bandbreite strategischer Aspekte mit in den Blick nehmen. Robert Blackwill und Jennifer Harris haben die strategische Bedeutung wirtschaftspolitischer und insbesondere energiepolitischer Maßnahmen bereits als „war by other means“ beschrieben. Eine Neubeschreibung der Sicherheitspolitik darf daher nicht einseitig bei der Auswahl neuer Waffensysteme stehen bleiben. Vielmehr steht die Bundesregierung vor der Aufgabe, auch ihre Energiepolitik im Einklang mit der europäischen Energiepolitik neu an der veränderten strategischen Lage auszurichten.
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Nazar Stetsyk
This post will reveal the history of Ukraine's continuing warning to Europe, and in particular to German authorities about the security dangers of the violent Russian regime and politics. It will demonstrate how the ignorant and weak reaction of German politics to these threats (given the prevalence of economic interests over security and European values) indirectly supported the Russian invasion of Ukraine, and how the Russian regime abused European languidness and neutrality to launch a large-scale war in Europe. This blogpost is not so much about condemning the mistakes of European politicians, but about suggesting ways to solve these problems, taking into account the experience with obvious mistakes.
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Anna von Gall
Military armament has been happening not just since the so-called “turning point”. Ultimately, a better equipped Bundeswehr alone cannot lead to sustainable peace. The concept of human security and a national security strategy raised by the Foreign Minister must not be based on a purely militarised concept of security. The Federal Government ought to align its actions accordingly.
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Anna von Gall
Militärisches Aufrüsten wird nicht erst seit der sogenannten „Zeitenwende“ betrieben. Eine besser ausgestattete Bundeswehr kann nicht allein zu einem nachhaltigen Frieden führen. Der von der Außenministerin aufgegriffene Begriff der menschlichen Sicherheit und eine nationale Sicherheitsstrategie dürfen nicht auf einem rein militarisierten Sicherheitsbegriff basieren. Die Bundesregierung sollte ihr Handeln entsprechend ausrichten.
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Christian Schliemann-Radbruch
Der von Russland geführte Angriffskrieg in der Ukraine hat ein Thema in die öffentliche Debatte gebracht, welches seit langem nicht mehr so intensiv und kontrovers diskutiert wurde: den Export von Rüstungsgütern. Das ist gut und sollte ein Dauerthema sein, denn Rüstungsgüter sind per se gefährliche Güter, ihr Export ist hochpolitisch und betrifft die Sicherheitsbeziehungen zu anderen Staaten. Sie bedrohen Leib und Leben und ihre Produktion und ihr Export ist strengen Regeln zu unterwerfen. Die derzeit anlaufende sicherheitspolitische Debatte in Deutschland muss daher den Aspekt der Rüstungsexportkontrolle umfassen.
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Nicole Deitelhoff
The German chancellor’s speech on February 27, 2022, stating that changed times also demand changed policies, has been readily interpreted as a plea for a primarily military-focused policy aimed at deterrence, which may now finally once again be oriented towards political realities. It is almost breathtaking how, in a very short time, entire traditions of thought are nominally being laid to rest in this debate, without any critical questioning of whether this is justified: Does the war in Ukraine really demonstrate that diplomacy or the approach of interdependence have failed? How wise can a policy be that simply wants to reverse past policy by means of a „turning point“?
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Nicole Deitelhoff
Aus der Aussage des Bundeskanzlers am 27. Februar 2022, dass veränderte Zeiten auch eine veränderte Politik verlangen, wird gern ein Plädoyer für eine primär militärische, auf Abschreckung zielende Politik abgeleitet, die sich nun endlich wieder an den politischen Realitäten orientiere könne, ganz wie es Vertreter des Realismus in den Internationalen Beziehungen, wie etwa John Mearsheimer fordern. Es ist geradezu atemberaubend, wie in kürzester Zeit in dieser Debatte ganze Denktraditionen mit offenkundiger Begeisterung zu Grabe getragen werden, ohne dass kritisch hinterfragt wird, ob dies gerechtfertigt ist: Zeigt der Ukrainekrieg denn wirklich, dass Diplomatie oder der Interdependenzansatz gescheitert ist? Wie klug kann eine Politik sein, die per „Zeitenwende“ einfach das Gegenteil des Vorangegangenen in Szene setzen will?
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Malcolm Jorgensen
Die Zeitenwende vom 27. Februar 2022 ist faktisch das Eingeständnis einer Kluft zwischen den lang anerkannten Interessen an Multilateralismus und Völkerrecht einerseits und den außen- und verteidigungspolitischen Strategien zu deren Durchsetzung andererseits. Ein Bekenntnis zum Multilateralismus und den zugrunde liegenden rechtlichen Verpflichtungen reicht nicht mehr aus — wenn das überhaupt jemals der Fall war. Deutschlands künftige Nationale Sicherheitsstrategie muss sich mit den beschwerlicheren politischen und militärischen Verpflichtungen befassen, die notwendig sind, um ein solches System zu ermöglichen.
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Malcolm Jorgensen
The "Zeitenwende" of 27 February 2022 is, in effect, an admission of a gap between long-recognised interests in multilateralism and international law, on the one hand, and the sufficiency of foreign and defence policy strategies for upholding them on the other. A primary commitment to the modes of multilateralism and underlying legal obligations is no longer sufficient—if indeed it ever was—and Germany’s forthcoming National Security Strategy must address the more arduous political and military obligations necessary to make such a system possible. The turning point is, in short, the realisation of commitments deeply embedded in national foreign policy identity, which emerges as the foundation for broad legitimacy in the policy revolution.
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Felix Lange
The postulated „Zeitenwende“ should not be understood simply as a historic opportunity to quickly pass the proposed reform in parliament. Even beyond the specific occasion of the Russian attack on Ukraine, the substance of the constitutional provisions on defence appears to be in need of reform. According to the opinion expressed here, the Basic Law should tie Bundeswehr missions abroad to their compliance with international law.
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Felix Lange
Die postulierte „Zeitenwende“ in der Sicherheitspolitik sollte nicht bloß als historische Chance verstanden werden, die vorgeschlagene Reform schnell durchs Parlament zu bekommen. Auch jenseits des konkreten Anlasses des russischen Angriffs auf die Ukraine erscheinen die materiellen verfassungsrechtlichen Grundlagen der Wehrverfassung reformbedürftig. Nach hier vertretener Auffassung sollte das Grundgesetz Auslandseinsätze der Bundeswehr an deren Völkerrechtsmäßigkeit binden. Denn wie die Initiatorinnen dieses Symposiums betonen, besteht für die deutsche Sicherheitspolitik auch eine Verantwortung für die internationale Ordnung und die Wahrung und Durchsetzung des Völkerrechts.
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Achilles Skordas
The available options for the German and Western policy towards Russia have to be based on the correct diagnosis of the causes of the conflict. The purpose of this analysis is to shed some light on the structural reasons for the Russian expansionism and make some projections on the possible long-tern consequences. The rivalry between the Russian-dominated space (Großraum – greater space) and the EU/NATO systems fuels an intense geopolitical antagonism in Europe, which can be transformed into actual conflict. I understand the Großraum in the sense of Carl Schmitt as a tightly managed sphere of interests, under the direct or indirect control of an authoritarian Great Power (infra II).
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